Abhängigkeit von Kupfererlösen
Auch Sambias neuer Präsident braucht chinesische Investoren
Sambias neuer Präsident, Michael Sata, hatte im September die Wahl mit anti-chinesischen Äußerungen gegen den Amtsinhaber Rupiah Banda gewonnen. Unter anderem hatte er China vorgeworfen, Afrikas Führer mit ihrem Geld zu korrumpieren. Die Volksrepublik ist in Sambia der größte ausländische Investor. Die reichen Kupfervorkommen haben chinesische Unternehmen angelockt, denen schlechte Arbeitsbedingungen vorgeworfen werden. Auch sind die chinesischen Arbeiter auf den Baustellen und Minen vielen Sambiern ein Dorn im Auge.
Satas Rhetorik hat sich seit dem Ende des Wahlkampfes deutlich verändert. Vor wenigen Tagen traf er sich kurz nach seinem Amtsantritt mit dem chinesischen Botschafter. Die neue Regierung kommt nicht umhin, die Wichtigkeit der chinesischen Investitionen anzuerkennen. Auch Oswell Mun-yenyembe, Chef der Minenarbeiter des Landes, äußerte sich kürzlich positiv: »Wir können die chinesischen Minenunternehmen nicht total verurteilen. Während der globalen Krise wurde kein Arbeiter entlassen.«
Das südafrikanische Land verdankt der großen Nachfrage nach Kupfer eine rasante wirtschaftliche Entwicklung. Letztes Jahr wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um mehr als sieben Prozent. Innerhalb von fünf Jahren hat sich das BIP pro Kopf auf 1237 US-Dollar verdoppelt. Sambia wurde von der Weltbank zu einem Land mit mittleren Einkommen hochgestuft.
Doch die rasante Entwicklung kann nicht über die ungelösten Strukturprobleme hinwegtäuschen. Immer noch leben 60 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Vor allem auf dem Lande haben die Menschen vom Kupferreichtum bislang wenig.
Den Armen und Unzufriedenen verdankte Sata seinen Wahlsieg. Er hat der Bevölkerung einen größeren Anteil an den Gewinnen aus dem Kupfergeschäft versprochen. Die neue Regierung hat bereits die Abgabe auf den Gewinn aus dem Kupferbergbau von drei auf sechs Prozent verdoppelt. Über weitere Möglichkeiten wie einer größeren Beteiligung des Staates an den Minen wird nachgedacht.
Sambias wirtschaftliche und soziale Entwicklung hängt vom Kupferpreis ab, der sehr konjunkturanfällig ist. Anfang des Jahres lag der Preis pro Tonne noch bei 10 000 US-Dollar. Wegen der Krise in Europa, dem schwachen Wachstum in den USA und auch in China ist der Preis indes auf 7000 Dollar gefallen. In Sambia fehlen aber bislang Alternativen. Landwirtschaft und Tourismus machen zwar Fortschritte, leiden aber unter Mängeln in der Infrastruktur.
Die größte Herausforderung für den neuen Präsidenten besteht daher darin, die wirtschaftliche Struktur zu diversifizieren. Die finanziellen Voraussetzungen für eine Förderung von Landwirtschaft, Tourismus und Industrie sind aufgrund einer wachsenden konsumhungrigen Mittelschicht gut. Auch 2012 wird mit einem Wachstum von fast sieben Prozent gerechnet. Die Verschuldung ist niedrig, so dass der Staat durchaus in eine langfristig stabile wirtschaftliche und soziale Entwicklung investieren kann.
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