Viele Indizien, kaum Beweise
Letzter Verhandlungstag beim Handballprozess in Kiel: Serdarusic und Schwenker gelassen
Als der THW Kiel zum entscheidenden 29:27 trifft, hat Uwe Schwenker seine Hände wie zum Gebet gefaltet. Entspannt lehnt der ehemalige Manager des Rekordmeisters in seinem Stuhl und schaut auf die Leinwand, von der ihm in Saal 235 des Kieler Landgerichts die Bilder des Champions-League-Finales 2007 entgegenflimmern. Jenem Spiel, das er zusammen mit dem ehemaligen Kieler Trainer Zvonimir Serdarusic durch Schiedsrichterbestechung verschoben haben soll.
Die Stimmung auf der Anklagebank ist gut am letzten Verhandlungstag des spektakulären Handball-Prozesses. Nachdem am Mittwoch auch der letzte geladene Zeuge, der spanische EHF-Funktionär und Finalbeobachter Jesus Guerrero, nichts Entscheidendes gegen Schwenker und Serdarusic vorgebracht hat, dürfen sich die beiden Angeklagten auf geruhsame Weihnachten freuen. Am 26. Januar werde das Urteil gefällt, kündigte der Vorsitzende Richter Matthias Wardeck an. Zuvor werden am 18. und 23. Januar die Schlussplädoyers verlesen.
»Wir haben viele Gerüchte und Halbwahrheiten gehört, aber keine Beweise für die Vorwürfe der Anklage«, frohlockte Schwenker-Verteidiger Michael Gubitz am Mittwoch. Die Strategie der Verteidigung scheint letztlich aufzugehen: Obwohl es in den bisherigen drei Monaten der Hauptverhandlung mitunter reichlich turbulent zuging, so richtig ins Schwitzen gerieten Schwenker und Serdarusic nur selten.
Am heikelsten wurde es zu Prozessbeginn, als Jesper Nielsen am zweiten Verhandlungstag Ende September in den Zeugenstand trat. Der Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen hatte damals zu Protokoll gegeben, dass Schwenker und Serdarusic ihm gegenüber alles zugegeben hätten. Doch Schwenker verlor sein spitzbübisches Lächeln nur vorübergehend. Die Zeugenaussagen der beiden angeblich geschmierten polnischen Schiedsrichter am sechsten Gerichtstag konnte er als Sieg verbuchen. »Keine Person hat mit mir über das Spiel und eine eventuelle Manipulation gesprochen«, meinte Referee Miroslaw Baum.
Trotzdem versuchte die Staatsanwaltschaft, Belege für die Verschiebung des Finales vorzulegen. So hatte Thorsten Storm, Manager der Rhein-Neckar Löwen, am zehnten Verhandlungstag davon berichtet, eine Selbstanzeige eines kroatischen Mittelsmannes gesehen zu haben. Auch Kontoauszüge, die zwei Überweisungen an eben jenen Nenad Volarevic, der die Final-Schiedsrichter laut Anklage bezahlt haben soll, belegen würden, hätte er zu Gesicht bekommen. Was bis heute fehlt: handfeste Beweise.
Bei vielen Indizien bleibt unterm Strich viel Raum für Spekulationen. Nach 15 Verhandlungstagen mit rund 75 Stunden im Gerichtssaal liegt der Ausgang des Prozesses völlig im Argen.
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