Schrott

Kommentar von Markus Drescher

  • Lesedauer: 1 Min.

Ein Lichtschweif erhellte Heiligabend den weihnachtlichen Himmel. Sternschnuppe, Weihnachtsmann, ein Omen? Es war die profan in der Atmosphäre verglühende Oberstufe einer Sojus-Rakete, die drei Raumfahrer zur Internationalen Raumstation ISS gebracht hatte. Weltraumschrott also nur, ein dreistes Plagiat des biblischen Weihnachtssterns. Dank der schnellen Aufklärung sind somit etwaige Spekulationen über ein himmlisches Zeichen der von manchem erhofften Ankunft des christsozialen Heilsbringers im Keim erstickt: Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich noch nicht entschieden, in den Schoß der CSU zurückzukehren.

Dabei hoffen dessen Jünger so sehnsuchtsvoll auf einen Wink ihres (Frei-)Herren, ob er bei der Bundestagswahl im Jahr des (anderen) Herrn 2013 wieder für die Partei antritt. Drei Kreisvorsitzende aus dem Frankenland wollten nun nicht länger warten und riefen Guttenberg an, er möge im Januar Zeugnis ablegen über seine Pläne, Klarheit schaffen für die Basis. Ein durchaus berechtigter Wunsch, sind die Wege und Äußerungen des Guttenberg in letzter Zeit doch arg unergründbar. Da weiß doch kein CSU-Mensch, was er verkünden soll. Oder treibt die Kreisvorsitzenden gar eine ganz andere Sorge um? Etwa, dass die doktorlose Lichtgestalt auf dem langen Rückweg aus den tiefen des US-amerikanischen-EU-Kommissions-Raums in der heißen Wahlkampfatmosphäre verglüht wie Weltraumschrott? Welch ein besinnliches Bild.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -