Schrott
Kommentar von Markus Drescher
Ein Lichtschweif erhellte Heiligabend den weihnachtlichen Himmel. Sternschnuppe, Weihnachtsmann, ein Omen? Es war die profan in der Atmosphäre verglühende Oberstufe einer Sojus-Rakete, die drei Raumfahrer zur Internationalen Raumstation ISS gebracht hatte. Weltraumschrott also nur, ein dreistes Plagiat des biblischen Weihnachtssterns. Dank der schnellen Aufklärung sind somit etwaige Spekulationen über ein himmlisches Zeichen der von manchem erhofften Ankunft des christsozialen Heilsbringers im Keim erstickt: Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich noch nicht entschieden, in den Schoß der CSU zurückzukehren.
Dabei hoffen dessen Jünger so sehnsuchtsvoll auf einen Wink ihres (Frei-)Herren, ob er bei der Bundestagswahl im Jahr des (anderen) Herrn 2013 wieder für die Partei antritt. Drei Kreisvorsitzende aus dem Frankenland wollten nun nicht länger warten und riefen Guttenberg an, er möge im Januar Zeugnis ablegen über seine Pläne, Klarheit schaffen für die Basis. Ein durchaus berechtigter Wunsch, sind die Wege und Äußerungen des Guttenberg in letzter Zeit doch arg unergründbar. Da weiß doch kein CSU-Mensch, was er verkünden soll. Oder treibt die Kreisvorsitzenden gar eine ganz andere Sorge um? Etwa, dass die doktorlose Lichtgestalt auf dem langen Rückweg aus den tiefen des US-amerikanischen-EU-Kommissions-Raums in der heißen Wahlkampfatmosphäre verglüht wie Weltraumschrott? Welch ein besinnliches Bild.
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