Ungarische Rekorde

Kommentar von Detlef D. Pries

  • Lesedauer: 1 Min.

Europarekord: In keinem anderen Staat der EU ist der Mehrwertsteuersatz so hoch wie in Ungarn. Happige 27 Prozent werden seit 1. Januar auf die Preise für Waren (außer Grundnahrungsmitteln) und Dienstleistungen aufgeschlagen. Das wird die Magyaren vorerst sogar mehr schmerzen als ihre neue Verfassung, die ebenfalls am 1. Januar in Kraft getreten ist. Regierungschef Viktor Orbán hatte sie im vergangenen April in Rekordzeit verabschieden lassen. Kraft seiner Zweidrittelmehrheit hielt er eine ernsthafte Debatte für überflüssig, von einer Volksabstimmung wollte er erst recht nichts wissen. Und noch kurz vor seinem Inkrafttreten wurde das Grundgesetz durch Zusätze nach dem Geschmack des Premiers ergänzt.

Nicht nur, dass die Verfassung den anachronistischen Geist des Nationalismus atmet. Die Beschneidung der Kompetenzen des Verfassungsgerichts, das erst unlängst einige Regelungen des strangulierenden Mediengesetzes für verfassungswidrig erklärt hatte, steht für das grundsätzliche Übel: Das Werk ist darauf zugeschnitten, die Macht der gegenwärtig Regierenden zu verfestigen und die politische Konkurrenz zu kriminalisieren. Vom »Bruch mit Europas demokratischen Traditionen« sprechen Kritiker. Aus der EU-Hauptstadt hört man jedoch nur vorsichtige »Bedenken«. Und die CDU, die überaus gerne »Demokratiedefizite« andernorts beklagt, enthält sich im Falle Orbáns der Stimme. Mit dessen FIDESZ ist sie nämlich in der Europäischen Volkspartei vereint.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.