Wulff drohte »Bild«-Zeitung

Anruf bei Chefredakteur sollte Berichte verhindern

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Kurz vor Weihnachten begann der Schlamassel für Bundespräsident Christian Wulff als herauskam, dass ein Unternehmerpaar ihm 500 000 Euro geborgt hatte. Jetzt wurde bekannt, dass er die Berichterstattung darüber verhindern wollte.

Berlin (nd-Klemm). Für Bundespräsident Wulff beginnt das neue Jahr so, wie das alte endete: Er ist wegen seines Hauskredits weiter in den Schlagzeilen. Diesmal warten die »Süddeutsche Zeitung« und die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« mit dem Vorwurf auf, das Staatsoberhaupt habe versucht, die erste Veröffentlichung der »Bild«-Zeitung über das Darlehen zu vereiteln.

Zu diesem Zweck rief Wulff bei »Bild«-Chefredakteur Kai Diekmann an. Wie die »Süddeutsche« berichtet, drohte Wulff den »endgültigen Bruch« mit dem Springer-Verlag an, falls »Bild« diese »unglaubliche« Geschichte veröffentliche. Der Bundespräsident habe von »Krieg führen« gesprochen und mit einem Strafantrag gegen Journalisten gedroht, heißt es weiter. Doch Diekmann konnte den Anruf nicht entgegennehmen. So hinterließ Wulff die Drohung auf der Handy-Mailbox. Zwei Tage nach der Veröffentlichung hat er noch einmal den Chefredakteur kontaktiert und sein Handeln bedauert. »Bild« hat unterdessen die Einflussnahme Wulffs bestätigt. Offen blieb gestern, ob die Nachricht auf der Mailbox noch existiert.

Doch damit nicht genug: Wulff soll außerdem den Chef des Springer-Verlags, Mathias Döpfner, aus dem gleichen Motiv angerufen haben. Der ließ Wulff abblitzen und verwies auf die Unabhängigkeit der Redaktion.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisierte Wulff dafür, die Medien manipulieren zu wollen. »Prominente müssen sich kritische Berichterstattung als Teil der Meinungsfreiheit gefallen lassen«, so DJV-Chef Michael Konken. Wulff selber bezog keine Stellung zu dem Telefonat. Über Vieraugengespräche und Telefonate gebe er grundsätzlich keine Auskunft, hieß es aus dem Bundespräsidialamt. Personalien Seite 4

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