»April, April« im Januar

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 2 Min.

Wohnungen statt Panzer - das klang sehr gut in den Ohren der israelischen Demonstranten, die ihrer Regierung einen ziemlich heißen Sommer bereitet hatten, weil Stadtwohnungen für israelische Normalverdiener unbezahlbar geworden waren. Um nicht auch noch einen heißen Herbst oder Schlimmeres zu gewärtigen, hatte Ministerpräsident Netanjahu das seiner sonstigen Politik wenig dienliche Versprechen abgegeben, umgerechnet mehr als eine halbe Milliarde Euro aus der Kriegskasse in den zivilen Wohnungsbau umzulenken.

Man glaubte ihm, warum auch immer; jedenfalls flaute die Protestbereitschaft der Israelis danach merklich ab - aber gleich so weit, dass Netanjahu meint, sein Versprechen brechen und »April, April« schon am 8. Januar rufen zu können? Die »Lage in der Region«, welche er als Begründung anführt, ist es sicher nicht, die ihn zu der brüskierenden Richtigstellung veranlasste. Die »Lage« ist nicht grundsätzlich anders als vor vor sechs oder auch 60 Monaten. Noch weniger ist an einen sprachlichen Lapsus zu glauben, nicht bei Netanjahu.

Manches deutet darauf hin, dass Netanjahu seinen Slogan von damals in »Wohnungen und Panzer«, wenn nicht gar in »Mehr Panzer für mehr Wohnungen« (in den besetzten Gebieten) uminterpretiert sehen möchte. Es würde zu Bemerkungen passen, wie Israel die Ankündigung verstanden haben möchte, 2012 werde ein Jahr der Entscheidungen. Man kann es auch als Test für eine Kriegsankündigung sehen.

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