Hoffen auf die Öl-Bonanza
Vor Kuba beginnt der spanische Konzern Repsol mit Bohrungen
Nordwestlich von Havanna soll im Auftrag des spanischen Konzerns Repsol nach Öl gebohrt werden. Alle Prognosen sind positiv. Rafael Tenreiro, Chef des Explorationsteams des kubanischen Staatsunternehmens Cupet, ist sehr zuversichtlich. »Wir werden 2012 mehrere Löcher bohren und ich bin sicher, dass wir Lagerstätten finden werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir zu fördern beginnen«, erklärte Tenreiro.
Von Erdöl in großen Mengen träumt Kuba seit etlichen Jahren. Bereits Mitte der 90er Jahre wurden die Gewässer rund um die Insel in Planquadrate aufgeteilt und internationalen Ölunternehmen angeboten. Risikoverträge wurden damals gemacht, denn der chronisch klamme Staat war nicht in der Lage, die Kosten für die Suche, das Bohren und die Beschaffung des Förderequipments aufzubringen. Zahlreiche internationale Unternehmen, neben Repsol auch Venezuelas PdVSA sowie Unternehmen aus Kanada, Skandinavien, Brasilien, Indien und China, bissen an. Doch mehr als kleinere Funde sprangen zunächst nicht heraus. Die meisten Unternehmen scheuten die hohen Kosten, um eine Bohrinsel zu chartern. Lediglich die spanische Repsol ging im Sommer 2004 das Wagnis ein und charterte den schwimmenden Bohrkoloss »Scarabeo 9«. Damals fand man zwar qualitativ hochwertiges Öl, das nicht so schwer ist wie jenes, das an Land in der Nähe von Matanzas gefördert wird, aber das Vorkommen war zu klein. »Eine Ausbeutung hätte sich für uns nicht gerechnet«, gaben die Spezialisten des spanischen Ölkonzerns damals an.
Acht Jahre später folgt nun der zweite Anlauf. Die Bohrinsel aus chinesischer Produktion soll Ende dieses Monats in Position gehen. Und wieder sind alle Prognosen überaus positiv. US-Geologen rechnen mit riesigen Vorkommen von 4,6 Milliarden Barrel (à 159 Liter) in den kubanischen Hoheitsgewässern nordwestlich von Havanna. Die Kubaner hoffen sogar auf 20 Milliarden Barrel - und eine Ölbonanza, die Kubas Wirtschaft quasi über Nacht wieder kreditwürdig machen würde. Immerhin fünf Jahre würde es allerdings dauern, bis man im Falle eines großen Fundes mit der Förderung beginnen könnte. So kalkulieren die Experten und da in Kuba vieles etwas langsamer geht, könnte es auch länger dauern.
Derzeit werden pro Tag lediglich rund 53 000 Barrel qualitativ schlechtes, weil schweres Öl im Küstenstreifen zwischen Havanna und dem Tourismuszentrum Varadero gefördert. Weitere 90 000 Barrel liefert Venezuela zu speziellen Freundschaftskonditionen täglich. Trotzdem ist Energie auf der Insel immer wieder knapp. Zwar ist die Zeit der »Apagones« (Stromabschaltungen) der 90er Jahre weitgehend vorbei, doch Strom und Benzin sind ausgesprochen teuer geworden.
Ob sich das mit einem großen Fund ändern würde, darüber wird in Kuba bisher nicht spekuliert, aber die Hoffnungen auf ein Ende der latenten Wirtschaftskrise sind recht groß. Für die US-Ölindustrie wäre ein Fund vor der eigenen Haustür, Miami ist gerade 50 Kilometer vom ersten von derzeit fünf geplanten Bohrlöchern entfernt, ein Desaster. Einzig ein paar Spezialfirmen aus den Vereinigten Staaten dürften mit Ausnahmegenehmigung aktiv werden - im Falle eines Ölunfalls. Alles andere untersagt das US-Handelsembargo.
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