Vater des Indianerfilms

Zum Tod des DEFA-Autors Günter Karl

  • Ralf Schenk
  • Lesedauer: 2 Min.

Er wollte spannende Filme machen, anspruchsvolles Genrekino für ein großes Publikum. Und er war dafür der richtige Mann am richtigen Ort: 1964 wurde Günter Karl zum Leiter der Künstlerischen Arbeitsgruppe »Roter Kreis« bei der DEFA berufen, genau in jener Zeit, als dort über die ersten Indianerfilme nachgedacht wurde. Bei »Chingachgook, die große Schlange« (1967) wirkte er als Dramaturg, bei »Spur des Falken« (1968), als Autor mit. Drei weitere Indianerfilme entwickelte er auf der Grundlage historischer Überlieferungen und Studien, ohne das Unterhaltsame zu kurz kommen zu lassen.

Geboren 1922 in Stettin, hatte Günter Karl Bauschlosser gelernt und sich nach Kriegsdienst und britischer Gefangenschaft zum Lehrer weitergebildet. Er arbeitete als Schulrat sowie als Literaturdozent an der ABF, der Uni Greifswald und am Institut für Gesellschaftswissenschaften. 1962 wurde er als Theoretiker zur Hauptverwaltung Film geholt, untersuchte in einem differenzierten Essay Gestaltungsprobleme von Konrad Wolfs »Der geteilte Himmel« (1964). Neben seinen »Western« verfasste er Szenarien zu anderen DEFA-Genreproduktionen, so zu »Kit & Co.« (1974) nach Jack London, war beteiligt am Drehbuch zum Liebknecht-Opus »Trotz alledem!« (1971), adaptierte den Roman »Zum Beispiel Josef« (1974) fürs Kino und schrieb fürs Fernsehen ein dreiteiliges Drehbuch nach Ludwig Renns »Adel im Untergang« (1981). Ein großes Kinoprojekt über den jungen Karl Marx, das Horst Seemann inszenieren sollte und für das 1975 sogar schon Probeaufnahmen stattfanden, wurde kurzfristig abgebrochen, weil auch das Fernsehen mit einem ähnlichen Stoff zugange war. In den 1980er-Jahren entwickelte Günter Karl vier Krimis der Serie »Der Staatsanwalt hat das Wort«.

Wie erst jetzt bekannt wurde, starb er am 4. Januar in Berlin.

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