Zerschlagung von Manroland
Beschäftigte an den drei Standorten zwischen Verzweiflung und Hoffnung
Offenbach/Plauen (dpa/nd). Am Morgen danach sind lange Kündigungslisten im Offenbacher Manroland-Werk angekommen. Rund 1000 Stellen fallen weg, nur 750 Mitarbeiter dürfen vorerst bleiben: Insolvenzverwalter Werner Schneider hat für das Stammwerk in Augsburg einen neuen Investor gefunden und für die Offenbacher zunächst nur einen Hoffnungsfunken zu bieten. Einige erfahrene Vertriebsmanager unterhalb der Vorstandsebene wollen das Werk für Bogendruckmaschinen weiterführen, der Insolvenzverwalter will als Platzhalter für einen späteren Investor agieren.
»Wir prüfen jetzt bis zum Wochenende, ob die Geschäftsleitung die Sozialkriterien richtig beachtet hat«, seufzt ein Mitglied des Betriebsrats. Das Schrumpfen sind sie in Hessen schon gewohnt: Anfang der 90er Jahre schafften in dem Werk noch 5000 Menschen, längst geschlossen waren Zweigwerke im nahen Mainhausen und Geisenheim. »Ich wundere mich, dass es hier so ruhig ist«, sagt der betriebliche Vertrauensmann Rainer Herth, der lieber lautstarke Proteste organisieren will.
Den meisten ist im Dauerregen nicht nach Protest zumute. »Wir müssen jetzt die Beschäftigungsgesellschaft und die Landesbürgschaft hinkriegen«, schildert die örtliche IG-Metall-Bevollmächtigte Marita Weber ihr Pensum für die nächsten Tage. Den Kündigungskandidaten bleibt die Hoffnung auf einen robusten Arbeitsmarkt und die Beschäftigungsgesellschaft, mit deren Hilfe die Arbeitslosigkeit im schlechtesten Fall um ein Jahr herausgezögert werden kann.
In die Verzweiflung mischt sich ein wenig trotzige Zuversicht, weil man endlich »die Augsburger« los sei, die viele hier für die schlechte Entwicklung der vergangenen Jahre verantwortlich machen. Beim geplanten Management-Buy-Out werde das Produktionsprogramm auf wenige Gewinnbringer zusammengestrichen - auch der Service für weltweit Tausende Roland-Druckmaschinen verspricht ein stabiles Geschäft, falls es zu der eingeplanten Landesbürgschaft kommen sollte. Für das kleine Filetstück soll sich auch der Würzburger Konkurrent Koenig & Bauer interessiert haben. Vertrauensmann Herth fragt sich allerdings, warum mögliche Investoren bisher nicht aktiv geworden sind. »Warten die auf Billigstpreise?«
Auch im kleinsten Manroland-Werk, der ehemaligen Plamag im sächsischen Plauen, ist die Stimmung am Boden. Dort geht es seit der Wende bergab: Von einst 2000 Beschäftigten waren bei Insolvenzanmeldung noch 726 Jobs übrig, die nun auf 290 zusammengestrichen werden. In einer eigenen Gesellschaft soll Plauen vor allem als Zulieferer für Augsburg agieren und neue Kunden finden. Wie an den anderen Standorten zittern auch im Vogtland die rund 100 Altersteilzeitler um ihre eingeplanten Zahlungen bis zum Ruhestand. Ungeklärt ist auch die Frage der Übernahme der Lehrlinge. Am kommenden Montag will der Insolvenzverwalter die Ergebnisse der Restrukturierung für Plauen bekanntgeben.
Augsburg kommt wohl noch am besten weg, wenngleich auch im größten Werk harte Einschnitte bevorstehen. Von rund 2200 Stellen sollen nur 1500 übrig bleiben. »Das ist natürlich ein Schock«, sagt Betriebsratschef Jürgen Bänsch. Doch wie die IG Metall sieht der Arbeitnehmervertreter die gefundene Lösung positiv. Das zeigt, wie verzweifelt die Lage beim einstigen Branchenriesen ist. Augsburg geht an Possehl. »Das ist ein gestandener Mittelständler, der ein sehr langfristiges Interesse hat«, sagt Bänsch und hofft auf Besserung. Zudem ist die Lage auf dem Augsburger Arbeitsmarkt relativ gut.
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