Werbung

Mit Humor gegen zahlreiche Tabus

T. Huchu, Simbabwe

  • Manfred Loimeier
  • Lesedauer: 2 Min.

Einerseits hält sich in dem südafrikanischen Land Simbabwe der immer noch despotisch regierende Robert Mugabe an der Macht, andererseits blüht in der dortigen Hauptstadt Harare zunehmend eine Gegenkultur auf, die der Zukunft nach dem Ableben des 87-jährigen Autokraten unverblümt entgegenharrt. Bestes Beispiel für diese Situation im Warteraum Simbabwes ist der Debütroman »Der Friseur von Harare« des 1982 geborenen Autors Tendai Huchu. Zwar lebt Huchu, der Bergbautechnik studierte, indes als Podologe arbeitet, heute in Edinburgh, aber sein Roman erschien in dem renommierten Verlag Weaver Press im Zentrum Harares.

Im Mittelpunkt von Huchus Geschichte stehen die Friseurin Vimbai und ihr anfänglicher Konkurrent und späterer Freund Dumi-sani. Was Leser früh ahnen, realisiert Vimbai erst spät: Dumisani ist homosexuell und nutzt die Freundschaft zu Vimbai, um seine eigentliche Neigung zu verbergen und ein Hetero-Dasein vorzugaukeln. Natürlich eskaliert dieses Doppelleben, und so steht dem wirtschaftlichen Erfolg Vimbais, die einen eigenen Salon eröffnet, das persönliche Debakel Dumisanis gegenüber, der zuletzt nach England auswandert.

Huchu nutzt diese Geschichte nicht nur, um an dem in Simbabwe tabuisierten Thema Homosexualität zu rühren - Mugabe ließ Ende der 1990er die Internationale Buchmesse Harare stürmen, als Verlage dort homoerotische Literatur präsentierten -, sondern Huchu berichtet auch von anti-oppositionellen Schlägertrupps, Parteienintrigen und dem aufgestachelten Hass während der Landreform. Das alles erzählt er salopp und leger in Form eines vergnüglichen Melodrams und nutzt elegant Humor als Deckmantel für Kritik an politischer Doktrin und gesellschaftlicher Moral. Dabei steht er übrigens nicht allein, hat doch auch die senegalesische Autorin Fatou Diome in ihrem Roman »Ketala« 2006 die tragische Praxis von Schein-Partnerschaften in ihrer westafrikanischen Heimat kritisiert.

Tendai Huchu: Der Friseur von Harare. Roman. Aus dem Englischen von Jutta Himmelreich. Peter Hammer Verlag. 301 S., geb., 19,90 €.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.