Mein Gott, Erika!
Kommentar von Christian Klemm
Aus der Union ist man an politischer Propaganda einiges gewöhnt. Was ausgewiesene Konservative da zum Teil von sich geben, wird entweder aus der Mottenkiste des Antikommunismus hervorgeholt oder grenzt an den Tatbestand der Volksverhetzung. Mitunter auch beides. Wer sich regelmäßig im Ton vergreift, ist Erika Steinbach, Präsidentin des Bund der Vertriebenen und Menschenrechtspolitikerin der CDU. Erinnert sei an ihre Ausfälle zur »Mobilmachung« Polens vor etwa eineinhalb Jahren. Das jüngste Beispiel ihrer ganz besonderen Sicht auf die deutsche Geschichte: Die NSDAP sei eine linke Partei gewesen, behauptet sie. »Vergessen? Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.«
Die Empörung unter Linken ist groß, und das absolut zu Recht. Steinbach verdreht einmal mehr die geschichtlichen Tatsachen. Denn in den Lagern der Nazis wurden neben Juden, Homosexuellen sowie Sinti und Roma auch massenhaft Kommunisten und Sozialdemokraten umgebracht. Die Nazis haben das kapitalistische Eigentum vehement befürwortet, beste Produktionsbedingungen für das Industriekapital geschaffen und so die Ausbetung der Arbeiter auf die Spitze getrieben. Das »nationalsozialistisch« im Parteinamen der NSDAP hatte zum Ziel, den Klassencharakter des deutschen Faschismus zu übertünchen. Mein Gott, Erika! Das alles steht in jedem halbwegs vernünftigen Geschichtsbuch. Was daran links sein soll, bleibt wohl ewig Steinbachs Geheimnis.
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