Zum Rücktritt gezwungen
Malediven-Präsident sieht sich als Putschopfer
Malé (AFP/nd). Der nach einer Meuterei der Polizei zurückgetretene Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, ist nach eigenen Angaben mit Waffengewalt zum Rücktritt gezwungen worden. Gegenüber AFP warf er am Mittwoch seinem Nachfolger Mohamed Waheed vor, in den Putsch verwickelt gewesen zu sein. Dieser bestritt dies und kündigte an, eine Regierung der nationalen Einheit bilden zu wollen.
Nasheed sagte AFP in einem Telefongespräch, er habe sich am Dienstag in das Hauptquartier der Armee begeben und sei dort auf rund 18 bewaffnete Polizei- und Armeeoffiziere »mittleren Ranges« gestoßen. »Sie haben mir gesagt, dass sie ihre Waffen benutzen, wenn ich nicht zurücktrete.« Er sei gezwungen worden, »einen Rücktrittsbrief zu schreiben.«
Nasheed hatte am Dienstag seinen Rücktritt verkündet, nachdem die Polizei gemeutert und den staatlichen Fernsehsender besetzt hatte. Bereits seit Wochen gab es Proteste gegen seine Regierung, nachdem Nasheed die Verhaftung des Vorsitzenden Richters des Obersten Strafgerichtshofs wegen mutmaßlichen Fehlverhaltens angeordnet hatte.
Nasheed erhob schwere Vorwürfe gegen seinen Nachfolger und bisherigen Stellvertreter Waheed, der am Dienstag wenige Stunden nach seinem Rücktritt vereidigt worden war. »Er hatte immer die Vorstellung, Präsident zu werden«, sagte er. »Als sich ihm die Möglichkeit bot, hat er sie ergriffen.« Waheed sei eine »Marionette« der Sicherheitskräfte.
Vor Anhängern seiner Partei MDP in der Hauptstadt Malé forderte Nasheed Waheed zum Rücktritt auf und drängte die Justiz, die Verantwortlichen für den »Staatsstreich« zur Rechenschaft zu ziehen. Tausende Unterstützer lieferten sich anschließend heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Sie warfen Steine auf die Sicherheitskräfte, die mit Tränengas antworteten.
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