Moody's wertet sechs Staaten ab
Deutschland behält Top-Bonität
London (dpa/nd). Deutschland hat mal wieder Glück gehabt: Das wirtschaftliche Schwergewicht der Eurozone ist bei den neuesten Ratingabstufungen schadlos geblieben. Dagegen senkte die Agentur Moody's am Montag den Daumen über Italien, Spanien, Slowenien, der Slowakei, Portugal und Malta.
Verschlechterte Kreditwürdigkeit bedeutet in der Regel, dass Staaten höhere Zinsen für Kredite zahlen müssen oder Probleme bekommen, überhaupt an frisches Geld zu gelangen. Die führende Ratingagentur Standard & Poor's hatte im Januar für einen Schock gesorgt, indem sie unter anderem Frankreich und Österreich die Bestnote AAA aberkannte.
Bei Moody's behalten die Franzosen und Österreicher zwar ihr Spitzenrating, doch ist der Ausblick nun negativ. Das bedeutet, dass die Gefahr einer Abstufung wächst. Auch Nicht-Euroland Großbritannien droht dieses Schicksal. Moody's verpasste allen bereits abgewerteten Staaten einen negativen Ausblick. Deutschlands Spitzenrating von Aaa bei Moody's ist derzeit nicht gefährdet.
Frankreich Wirtschafts- und Finanzminister François Baroin bezeichnete die Entscheidung als unverständlich. Am Dienstag wies er ausführlich auf die Fortschritte bei der Bekämpfung der Schuldenkrise hin. Sowohl auf europäischer Ebene als auch in den betroffenen Staaten selbst seien erhebliche Anstrengungen unternommen worden.
Auch die Regierung in Madrid reagierte mit Unverständnis auf die Herabstufung um zwei Stufen. Die Entscheidung sei »paradox« sagte Finanzminister Cristóbal Montoro am Dienstag. Er beklagte, dass Ratingagenturen die von der spanischen Regierung angeschobenen Reformen zwar als positiv bewerteten, sich aber dennoch für die Abstufung entschieden.
Die britische Regierung blieb angesichts der Warnung von Moody's vor einem Verlust der Topbonität gelassen: Schatzkanzler George Osborne sieht sich in seinem Sparkurs bestätigt. Die Drohung, das Königreich könne seine Spitzenwertung verlieren, sei ein »Realitätscheck für alle, die denken, Großbritannien könne sich vor der Konfrontation mit seinen Schulden drücken«, so Osborne.
Aus der Opposition gab es erneut Kritik an den harten Sparmaßnahmen. Moody's Entscheidung sei die »deutlichste mögliche Warnung«, sagte Schatten-Schatzkanzler Ed Balls (Labour).
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.