Frankfurt am Boden

Ein Streik von 200 Beschäftigten legt den größten deutschen Flughafen lahm

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.
In Frankfurt am Main streiken 200 Beschäftigte der Vorfeldkontrolle des Flughafens. zahlreiche Flugausfälle und Verspätungen waren die Folge. Die Gewerkschaft der Flugsicherung kündigte weitere Streiks an, ihre Schwesterorganisation ver.di kritisiere den Arbeitskampf scharf.

Das hat gesessen. Ein Streik von knapp 200 Vorfeldlotsen, Verkehrsdisponenten und Flugzeugeinweisern hat am Donnerstag ab 15 Uhr am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen zu vielen Flugausfällen und Verspätungen geführt. Zu dem Arbeitskampf aufgerufen hatte die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), die nach eigenen Angaben rund 90 Prozent der Beschäftigten in den bestreikten Bereichen organisiert. Der Streik sollte bis 22 Uhr andauern und am heutigen Freitag von 8 bis 22 Uhr fortgesetzt werden. In dieser Zeit muss mit noch heftigeren Auswirkungen auf den Flugverkehr gerechnet werden.

Grund für den Tarifkonflikt ist die Absicht der Fraport, die drei betroffenen Berufsgruppen in vier neue Gesellschaften auszugliedern. Die GdF nimmt dieses Outsourcing hin, will für die neuen Gesellschaften jedoch ihre Vorstellungen für die Einkommen, Arbeitsbedingungen und Versorgungsregelungen durchsetzen. Die Streikbeteiligung der GdF-organisierten Beschäftigten habe bei 100 Prozent gelegen, sagte ein Sprecher dem »nd«.

Den Spruch des von ihr bestellten Schlichters, dem Hamburger Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU), habe die Fraport AG nicht angenommen. Mit ihrem Arbeitskampf wolle die GdF auch für den Rhein-Main-Flughafen mit seinen besonders schwierigen Arbeitsbedingungen das Niveau erreichen, das mit den Großflughäfen Berlin und München bereits ausgehandelt sei, sagte der Sprecher weiter. Obwohl die GdF dem Fraport-Management weit entgegen gekommen sei und bei der Laufzeit des Tarifvertrags eine relativ lange Dauer von vier Jahren akzeptiert habe, bestehe Fraport auf mindestens fünf Jahre, sagte Bundesvorstand Matthias Maas. Zudem will die GdF einen einheitlichen Tarifvertrag für die Bereiche Verkehrszentrale, Vorfeldkontrolle und Vorfeldaufsicht abschließen.

Als Folge des Arbeitskampfes wurden etwa 150 Flüge gestrichen, sagte Fraport-Vorstand Peter Schmitz. Mit Hilfe von 16 Beschäftigten der Spätschicht, die nicht in der GdF organisiert seien und sich dem Streik nicht angeschlossen hätten, sowie dem Einsatz von Führungskräften habe das Flughafenmanagement den Betrieb im Rahmen der Kräfte weitergeführt und dabei transkontinentalen Flügen den Vorzug gegeben. Viele Lufthansapassagiere mit Kurz- und Mittelstreckenzielen seien auf Fernzüge der Deutschen Bahn umgestiegen.

Der wirtschaftliche Schaden sei noch nicht zu bemessen, so Schmitz, der sich in seiner Kritik am GdF-Streik auch auf den Fraport-Konzernbetriebsrat stützen kann. Dessen Vorsitzender Edgar Stejskal zeigte »kein Verständnis«. Ver.di-Sekretär Gerold Schaub sprach laut dpa von einer »nachhaltigen Störung« des Betriebsfriedens durch die GdF. Die kündigte ihrerseits weitere Streiks an, wenn die Fraport sich nicht bewegt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.