Abwahl der Langfinger

Kommentar von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 1 Min.

Soziale Gerechtigkeit ist ein rares Gut - nicht umsonst erinnert alljährlich ein Welttag seit 2007 daran, dass der größte Teil der Menschheit sie vermisst. Nicht irgendwo weit weg von uns, sondern auch in Deutschland. Hier nimmt die Ungleichverteilung der Einkommen seit Jahren zu, zwölf Millionen Menschen leben nach Einschätzung von Sozialverbänden wie der Volkssolidarität in Armut. Tendenz steigend, wie ein OECD-Bericht jetzt feststellte. Niedriglöhne, prekäre Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und das stetige Abbröckeln der sozialen Sicherungssäulen haben dazu beigetragen.

Ein Ende dieser gefährlichen Entwicklung scheint nicht in Sicht. Jedenfalls nicht, solange sich die Bundeskanzlerin mit der Schaffung von Arbeitsplätzen rühmt, für die ein Hungerlohn angeboten wird. Solange der Bundesfinanzminister ungeniert mit langen Fingern in die Kassen der Krankenversicherung greifen möchte. Solange das Rentenniveau sinkt, Grundsicherungsempfängern hier und da etwas weggestrichen wird und Pflegebedürftige zusehen müssen, wie sie ihre Betreuung finanzieren.

Ein Welttag kann nicht verhindern, dass die da unten mehr denn je für die da oben zur Kasse gebeten werden. Er kann mahnen, aufrufen, wachrütteln, erinnern; er ist Anlass zum Erklären, Fordern und Klarstellen. Mehr nicht. Langfinger kann man nur abwählen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -