Das Problem am Ende der Leine

Immer mehr Kampfhunde in Sachsens Tierheimen

  • Christiane Ratz, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Wohl jedes Tierheim in Sachsen verwahrt aggressive Hunde. Gerade Kampfhunde gelten als gefährlich und bissig. Tierschützer sehen das Problem vor allem bei den Hundehaltern.

Dresden. Sie gelten als bissig, aggressiv und extrem gefährlich - sogenannte Kampfhunde wie Pitbulls und Staffordshire Terrier. In Sachsen landen solche Hunde häufig im Tierheim. »Ich gehe davon aus, dass jede Einrichtung ein bis zwei solcher Tiere verwahrt«, sagte der Vorsitzende des Landestierschutzverbandes, Peter Vater, in einer Umfrage der dpa. Die meisten Tiere landeten im Heim, weil Mieter und Vermieter das Tier nicht im Haus dulden, manche Halter könnten sich auch die hohen Steuern nicht mehr leisten. Häufig bleiben die Tierheime auch auf den Vierbeinern sitzen, weil sie nur schlecht zu vermitteln sind.

Gesetz seit zwölf Jahren

Es gibt nach Einschätzung von Vater zwar auch Halter, die ihre Hunde absichtlich »scharf« machten. Man dürfe allerdings nicht bestimmte Hunderassen pauschal verurteilen. »Das Problem befindet sich immer am anderen Ende der Leine.«

Während Thüringen das sogenannte Kampfhundegesetz erst im Vorjahr einführte, trat in Sachsen bereits 2000 eine entsprechende Verordnung in Kraft - das »Gesetz zum Schutz der Bevölkerung vor gefährlichen Hunden«. Dazu zählen im Freistaat die Rassen American Staffordshire Terrier, Bullterrier und Pitbull.

Für die Haltung eines solchen Tieres gelten nach Angaben des Innenministeriums strenge Auflagen: Zunächst muss die Erlaubnis der zuständigen Ordnungsbehörde eingeholt werden. Dafür müssen die volljährigen Hundehalter in einer Prüfung nachweisen, dass sie mit den als gefährlich eingestuften Tieren sachgemäß umgehen können. In Dresden waren im Januar 2012 insgesamt 24 »vermutet gefährliche« Hunde registriert. 69 Hunde der entsprechenden Rassen haben hingegen in einem Wesenstest gezeigt, dass sie nicht als gefährlich einzustufen sind. Zum Vergleich: 2005 waren in Dresden 141 Pitbulls, Staffordshire und Bullterrier registriert. Die Steuer ist in der Landeshauptstadt für alle Hundehalter gleich: Sie zahlen 108 Euro im Jahr - unabhängig von der Rasse.

In Chemnitz dagegen müssen Halter von gefährlichen Vierbeinern tief in die Tasche greifen. Sie zahlen im Jahr 750 Euro Steuer - 650 Euro mehr als für andere Rassen. Insgesamt acht Tiere sind derzeit registriert, davon haben sich allerdings drei bei einer Prüfung als friedlich erwiesen. Ihre Halter zahlen dann nur den normalen Steuersatz. In Leipzig sind derzeit 55 vermutlich gefährliche Hunde registriert, zudem wurde bei 36 Tieren die Gefährlichkeit auch tatsächlich nachgewiesen.

Mario Aßmann vom Tierschutzcentrum Meißen warnt beim Thema Kampfhunde vor Hysterie und falschen Vorurteilen. So gebe es derzeit im Tierheim drei Staffordshire, die aber allesamt friedfertig seien.

369 Beißattacken

»Dagegen tobt ein als Familienhund bekannter Golden Retriever wie eine Furie, der ist wirklich gefährlich«, sagte Aßmann. Wie sich ein Hund verhalte, hänge immer von der Erziehung ab. Und Kampfhunde sind nach der Einschätzung von Aßmann längst nicht die gefährlichsten Hunde. Dackel und Schäferhund etwa würden deutlich häufiger zubeißen.

Eine Statistik des sächsischen Innenministeriums bestätigt die Einschätzung: Im vergangenen Jahr gab es 369 Beißattacken von Hunden. An acht Angriffen waren sogenannte Kampfhunde beteiligt, bei fünf weiteren Kampfhund-Kreuzungen. Dabei wurden fünf Menschen verletzt - darunter auch ein Kind unter 14 Jahre.

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