Skepsis über geplante Ölsuche in der Lausitz

Gemeinden befürchten, dass Voruntersuchungen auch die Tür für CCS wieder öffnen

  • Hanno Böck
  • Lesedauer: 3 Min.
Ölförderung in Brandenburg? Was zunächst fast unglaublich klingt, hält eine britische Firma für machbar und rentabel. Vor Ort regt sich jedoch Widerstand.

Ein britischer Konzern sucht in der Lausitz nach Öl. Zunächst sah in den betroffenen Orten alles nach großer Zustimmung zu den möglichen Bohrungen aus, doch inzwischen deutet sich ein Stimmungswechsel an. Erste Orte haben ihre Ablehnung erklärt, vermutlich wird das Öl im Boden bleiben.

Christian Haase von der britischen Firma Celtique Energy besucht zur Zeit Ortschaftsräte im brandenburgischen Schlaubetal. Seine Firma plant seismische Untersuchungen, um mögliche Ölvorkommen im Untergrund zu kartieren. Während im vergangenen Jahr alles noch nach großer Zustimmung aussah, schlägt Haase nun zunehmend Skepsis entgegen. Die Gemeinde Müllrose hat gerade ihre Ablehnung der Pläne signalisiert. Ohne die Zustimmung der Ortschaftsräte kann Celtique Energy die Untersuchungen aber nicht durchführen.

Die Region ist sensibilisiert, seit der Stromkonzern Vattenfall vor drei Jahren angekündigt hat, nahe der Gemeinde Beeskow Kohlendioxid aus seinen Kohlekraftwerken unterirdisch zu verpressen. Die Vattenfall-Pläne für die sogenannte CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage: Kohlendioxid-Abscheidung und -Speicherung) sind inzwischen auf Eis gelegt.

Im Amt von Brieskow-Finkenheerd befürchten die Gemeinderäte trotzdem, dass die Ölförderung etwas mit den CCS-Plänen zu tun haben könnte. Ob die Ergebnisse an Vattenfall weitergegeben werden könnten, will ein Gemeinderat wissen. Ein Austausch von Daten zwischen Firmen sei sehr unüblich, erklärt Haase, außerdem sei vertraglich festgelegt, dass die Daten nicht zu Vattenfall gelangen dürfen. Skepsis bleibt, so merkt jemand an, dass der Großkonzern Vattenfall eine kleine Firma wie Celtique Energy ja einfach kaufen könne.

Ob denn Kohlendioxid direkt zur Ölförderung eingesetzt werde, wird Haase gefragt. Bei einem Verfahren namens Enhanced-Oil-Recovery (Verbesserte Ölgewinnung, EOR) wird teilweise Kohlendioxid in Öllagerstätten verpresst, um auch noch die letzten Öltropfen aus alten Feldern herauszupressen. Dieses Vorgehen aber, so Haase, sei in dieser Region extrem unwahrscheinlich, denn EOR mit Kohlendioxid lohne sich nur bei sehr großen Ölfeldern. Das Feld Pillgram im Schlaubetal sei im Vergleich dazu winzig klein. Absolut ausschließen mochte Haase den unterirdischen Kohlendioxideinsatz aber auch nicht.

Die Gemeinderäte in Brieskow-Finkenheerd befürchten, dass sie, wenn sie jetzt den Untersuchungen zustimmen, später keine Möglichkeit mehr haben, die Ölförderung zu stoppen. Ein Beschluss wurde zwar bislang auch in dieser Gemeinde nicht gefällt, klar ist aber: Auf große Begeisterung ist Celtique Energy auch hier nicht gestoßen.

Dass sich in der Lausitz Ölvorräte befinden, ist eigentlich ein alter Hut. Schon zu DDR-Zeiten waren die Lagerstätten im Schlaubetal bekannt. Doch obwohl die DDR viel daran setzte, eigene Rohstoffe auszubeuten, lohnte es sich damals schlicht nicht, die Vorräte anzuzapfen. Dass sich das über zwanzig Jahre nach dem Mauerfall geändert hat, ist nur durch eine Ölpreisentwicklung zu erklären, die die meisten Experten vor Jahren noch für unmöglich gehalten hätten.

Celtique Energy hat sich auf die Ausbeutung kleiner Ölvorkommen spezialisiert. Im pfälzischen Speyer fördert die Firma das »Schwarze Gold« bereits seit einigen Jahren, auch im nahe gelegenen Polen untersucht man zur Zeit ein potenzielles Ölfeld.

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