USA packen den Strohhalm ein

Erstes Abkommen mit Mexiko über gemeinsame Öl- und Gasvorkommen

  • Andreas Knobloch
  • Lesedauer: 3 Min.
Erstmals regelt ein Abkommen zwischen den USA und Mexiko die Ausbeutung der Öl- und Gasvorkommen entlang der gemeinsamen Seegrenze.

Es geht um ein mehrere Millionen Quadratkilometer großes Gebiet für Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko. Die Außenministerinnen von Mexiko und den USA haben Anfang der Woche ein Abkommen unterzeichnet, das die Aufteilung der Rohstoffe, aber auch gemeinsame Sicherheitsinspektionen auf Ölplattformen regelt. Bisher war keine Seite berechtigt, die Umweltschutz- und Sicherheitspraktiken der jeweils anderen zu überwachen. Die Parlamente müssen die Vereinbarung noch ratifizieren.

»Damit wird die alte Befürchtung ausgeräumt, dass mexikanisches Öl im Alleingang von der anderen Seite der Grenze aus ausbeutet wird«, zeigte sich Mexikos Präsident Felipe Calderón nach der Unterzeichnung in Los Cabos zufrieden. Tatsächlich war in der mexikanischen Öffentlichkeit immer die Sorge umgegangen, die USA könnten die grenzübergreifenden Ölfelder allein anzapfen, was als »Strohhalm-These bezeichnet wird.

Auf US-Seite geht es vor allem um die Frage der Sicherheit. Das Gebiet potenzieller künftiger Tiefseebohrungen, mit denen der mexikanische Erdölkonzern Pemex wenig Erfahrung hat, gilt als hurrikangefährdet. Die USA wollen sichergehen, dass Umweltauflagen eingehalten werden und alles so sicher wie möglich abläuft. Seit 2002 hat Pemex mehr als ein Dutzend Probebohrungen durchgeführt. Sechs weitere sind für dieses Jahr geplant, zwei davon in mehr als 1800 Metern Tiefe, wo der Druck üblicherweise sehr hoch und die Gefahr eines Ölaustritts besonders groß ist. Im Jahr 1979 rief ein Austritt an der von Pemex betriebenen Flachwasserbohrung Ixtoc I in der Bucht von Campeche die größte Ölpest im Golf von Mexiko hervor - bis zur »Deepwater-Horizon«-Katastrophe vor zwei Jahren, als mehrere Millionen Barrel Öl vor der Küste Louisianas ausgetreten waren.

Die mexikanische Verfassung verbietet die Beteiligung ausländischer wie einheimischer Privatunternehmen an der Förderung seiner Öl- oder Gasvorkommen. Das Abkommen mit den USA könnte ein erster Schritt zur Änderung dieser Klausel sein. Vor allem die politische Rechte drängt auf eine Öffnung des Erdölsektors. Argumentiert wird mit den enormen Kosten, die mit den Tiefwasserbohrungen verbunden seien.

Bereits in den 1970er Jahren war ein Abkommen über die Ausbeutung der Öl- und Gasreserven in den Grenzgewässern ausgehandelt worden, das der US-Senat aber ablehnte. Im Jahr 2000 unterzeichneten die damaligen Präsidenten Bill Clinton und Ernesto Zedillo eine Vereinbarung, die die jeweiligen Fördergrenzen im westlichen Golf von Mexiko festlegte. Das nun unterzeichnete Abkommen könnte angesichts steigender Öl- und Gaspreise US-Präsident Barack Obama innenpolitischen Rückenwind verschaffen.

Derweil schickt sich ein anderer Akteur an, im Golf von Mexiko zu bohren: Kuba. Auch hier äußern die USA Sicherheitsbedenken. Die Internationale Vereinigung der Bohrunternehmen (IADC) hat Washington gebeten, die Blockadepolitik, die technische Hilfe im Katastrophenfall gefährden könnte, in diesem Fall auszusetzen. Der Energieexperte Jorge Piñón geht noch weiter: »Wenn es keinen gemeinsamen Plan der Zusammenarbeit gibt, werden alle Geräte nutzlos sein. Benötigt wird ein Operationsabkommen.«

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