Herabstufung der Herabstufer

Kommentar von Kurt Stenger

  • Lesedauer: 1 Min.

Bonitätsurteile von Ratingagenturen haben einiges von ihrem Schrecken verloren. Stürzten noch vor wenigen Monaten Herabstufungen Griechenlands durch Standard & Poor's (S&P), Moody's & Co. die Akteure an den Finanzmärkten und die Politik in helle Aufregung, so ist dies mittlerweile kaum noch der (Gegen-)Rede wert. Das liegt nicht nur daran, dass Investoren wie Politiker ohnehin das Euro-Krisenland Nummer 1 auf Jahre hin aufgegeben haben. Auch hat es sich herumgesprochen, dass Ratingagenturen keine Kristallkugel besitzen und nur nachträglich das Bekannte mitteilen. Und die Europäische Zentralbank hat mit dem Fluten der Märkte, das heute fortgesetzt wird, das wesentlich gewichtigere Argument: Geld! So kommt es zu der paradoxen Situation, dass die Bonitätsbewerter Länder wie Italien und Spanien herabstufen, die Zinsen der Staatsanleihen jedoch nicht steigen, sondern sinken.

Ganz pillepalle ist das Agieren vor allem der besonders Gestrengen von S&P, die selbst die USA schon herabgestuft haben, freilich immer noch nicht. Mit ihrem Stempel des »teilweisen Zahlungsausfalls« Athens könnte die Ratingagentur zur Auslösung der sogenannten Kreditausfallversicherungen mit beitragen. Dann könnte es noch mal knüppeldick kommen - für Banken, die diese Papiere ausgegeben haben, wobei das Ausmaß völlig unbekannt ist. Eine weitere Herabstufung der Bedeutung der großen Ratingagenturen bleibt aktuell.

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