Zwischen Vision und Vorsicht

Internationale Energieagentur lobt in Länderstudie dänische Energiepolitik / Politiker uneins

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.
Dänemark baut seit Jahrzehnten die Nutzung erneuerbarer Energiequellen aus. 2020 soll die Hälfte des Bedarfs durch Wind gedeckt werden. Die Internationale Energieagentur (IEA) lobte diesen konsequenten Weg jetzt in einem ihrer Länderberichte.

Vor zwei Jahren beschloss die damalige bürgerliche Regierungskoalition in Kopenhagen, bei der Energieversorgung des Landes bis 2050 alle fossilen Energieträger durch erneuerbare zu ersetzen. Die Beschlussvorlage kam allerdings nicht mehr vor den Wahlen 2011 zur Abstimmung ins Parlament. Die aktuelle Mitte-Links-Regierung legte Anfang dieses Jahres ihr Programm für die Energieumstellung vor, das auf den früheren Plänen aufbaut und diese teilweise noch beschleunigen will. Beispielsweise soll die energetische Sanierung von Wohnungen finanziell gefördert werden, was auch der kriselnden Bauwirtschaft helfen würde. Auch die unlängst beschlossene Elektrifizierung weiterer Bahnstrecken zielt auf die Senkung des CO2-Ausstoßes und stabilen Absatz für Windenergie.

Während die Internationale Energieagentur Dänemark für seine Energiepolitik lobt, mehren sich im Gefolge der Krise die Zweifler. In den Rapporten der OECD-Länder bei der IEA liegt Dänemark ganz vorn. Schon ab 2020 soll die Hälfte des Energieverbrauches Dänemarks aus der Windenergie gedeckt werden, aber gerade dieser Punkt ist unter Beschuss gekommen. Hauptargument der Kritiker ist, dass der Kilowattpreis für Windstrom höher sei als für Kohle- oder Atomstrom - ein gängiges Argument, das allerdings die Folgekosten außer Acht lässt.

Politische Beschlüsse, die Dänemark für viele Jahre binden, werden traditionell mit breiter Mehrheit beschlossen, um ihre Haltbarkeit zu sichern. Deshalb ist die Regierung an der Unterstützung durch die bürgerliche Opposition interessiert. Die widersetzt sich zusätzlichen Kosten.

Zur Durchsetzung der Energiewende ist ein weiterer Offshore-Windpark in der Nordsee notwendig, dessen Finanzierung jedoch noch unsicher ist.

Ungeachtet parlamentarischer Querelen darf nicht vergessen werden, dass im privaten wie kommunalen Bereich eine stille Revolution vor sich geht. Energiesparmaßnahmen sind eine wichtige Komponente bei Investitionen, die Abnahmepreise für Sonnenenergie machen es attraktiv für den einzelnen Bürger, etwas für den eigenen Geldbeutel und die Umwelt zu tun.

Zahlreiche Städte und Gemeinden haben das politische Ziel, bis 2020 ihre Energie zu 30 Prozent und mehr aus Kraftwerken ohne fossile Energieträger zu beziehen, so dass der Verzicht des skandinavischen Landes auf Kohle, Öl und Gas bis 2050 durchaus realistisch ist und die Führungsrolle Dänemarks bei der Energiewende auch das zeitweilige politische Schlingern übersteht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.