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Kein Schnee in den spanischen Bergen

Iberische Halbinsel leidet seit Monaten unter extremer Trockenheit - die Stauseen sind leer

  • Ralf Streck, Madrid
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Iberische Halbinsel leidet unter schwerer Dürre. Wasser wird angesichts der Klimaveränderungen in Spanien und Portugal immer knapper.

Im Norden Spaniens schaut man am heutigen Weltwassertag flehend in den Himmel. Am Mittwoch zogen schwarze Wolken vom Mittelmeer heran und versprachen dem Süden der Provinz Navarra endlich Regen. Der ist bitter nötig, wie ein Blick auf den Stausee an der Grenze zwischen Navarra und Aragon zeigt. Der Stausee Yesa, der zu den großen im Land gehört, ist nur zu knapp einem Drittel gefüllt. Statt 447 Millionen Kubikmeter speichert er derzeit nur 176 Millionen. Im Frühjahr sollte wegen der Schneeschmelze in den nahen Pyrenäen der Wasserpegel deutlich steigen. Doch in der vergangenen Woche hat er erneut einen Kubikhektometer verloren, also eine Million Kubikmeter Wasser. Das liegt nicht an zu niedrigen Temperaturen, sondern es gibt fast keinen Schnee auf den Bergen.

Das meteorologische Institut in Madrid hat festgestellt, dass der Winter im Land »extrem trocken« war. In weiten Teilen Spaniens wurden nicht einmal 25 Prozent der üblichen Niederschläge verzeichnet. Nur weil an der baskischen und kantabrischen Atlantikküste die Niederschläge im Winter zum Teil ungewöhnlich hoch waren, kommt man im Landesdurchschnitt auf 30 Prozent. Doch auch damit war es der trockenste Winter, seit mit den Aufzeichnungen im Jahre 1947 begonnen wurde.

Beim Nachbarn Portugal ist die Lage noch trauriger. Das Meteorologische Institut in Lissabon hat den trockensten Februar verzeichnet, seit 1931 mit Aufzeichnungen begonnen wurde. Statt gut 100 Liter pro Quadratmeter, die üblicherweise im Durchschnitt im Februar registriert werden, waren es in diesem Jahr nur 2,2 Liter. Zwischen Dezember und Februar fielen nur knapp 18 Prozent der üblichen Niederschläge. 53 Prozent Portugals sind nach Angaben des Instituts derzeit von »extremer Dürre« und die übrigen 47 Prozent von »strenger Dürre« betroffen.

In beiden Ländern gibt es vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen weniger Niederschläge und schon jetzt brennen die Wälder. In Portugal wurden im Februar über 4000 Waldbrände verzeichnet und damit mehr als im August 2011. In Spanien waren es im Januar und Februar 2012 doppelt so viele wie im Vorjahr. Es werden bereits Parallelen zum fatalen Brandsommer 2005 gezogen, als allein in Portugal über 200 000 Hektar Land in Flammen aufgingen. Auch damals war der Winter sehr trocken gewesen, aber nicht ganz so stark wie jetzt.

Um Wasserreserven zu schonen, nutzt Spanien die seit 2005 aufgebaute Kapazität zur Meerwasserentsalzung kaum. Das verärgert nun Brüssel. Kürzlich hatte der spanische Minister für Umwelt und Landwirtschaft erklärt, nur 16,45 Prozent der Kapazität der 17 Anlagen seien im Jahr 2011 genutzt worden. Miguel Arias Cañete sagte: »Die Kosten für die Entsalzung sind untragbar für eine Nutzung wie zum Beispiel in der Landwirtschaft.« Die EU-Kommission hat nun Spanien zur Nutzung aufgefordert, schließlich seien 1,5 der 1,6 Milliarden Euro aus EU-Kassen geflossen.

Sollte Spanien nicht die »notwendigen Maßnahmen ergreifen« könne das »sehr negative Auswirkungen auf die Verfügbarkeit der Fonds für Spanien haben«, zitierte die Zeitung »El País« am Montag aus einem EU-Schreiben an die spanische Regierung. Es sei »widersinnig«, dass Spanien zu den Ländern in der EU gehöre, die mit am stärksten unter »hygrischem Stress« litten, sich aber dennoch unter den Mitgliedsländern befinde, in denen Trinkwasser besonders billig sei. Tatsächlich ist der Pro-Kopf-Verbrauch pro Tag mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland, wo es 120 Liter am Tag sind. Brüssel fordert nun Spanien auf, den Preis zu erhöhen und kreidet an, dass die »hoch rentable Landwirtschaft im Südosten« des Landes davon profitiere, dass Wasser »hoch subventioniert« über große Strecken herangeschafft werde. Andere Landstriche würden dabei ausgetrocknet und Feuchtgebiete gingen verloren.

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