Zahlen auf der Waage
Apotheker fordern deutlich höhere Vergütungen
Apotheker rechnen präzise. Darauf vertrauen wir als Patienten, wenn wir eine Rezeptur - also eine eigens in Auftrag gegebene Salbe oder Tinktur - bestellen. Die Zutatenmengen werden auf der Apothekerwaage akkurat ins Verhältnis gesetzt. Nun hat man in der Branche statt im Milligrammbereich einmal mit Millionen gerechnet. Es geht um die Verluste, die durch neue Gesetze wie das Arzneimittelneuordnungsgesetz in den vergangenen Jahren eingefahren wurden. 624 Millionen Euro machen die allein im Bereich der Beratungshonorare aus - vor einigen Jahren pro Packung um 2,05 Euro gekürzt, die als Abschlag an die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gehen.
»Jede Woche schließen in Deutschland acht Apotheken, und nur vier machen neu auf«, sagte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf gestern in Berlin. Er erinnerte daran, dass Apotheker mit Feuerwehrleuten, Krankenschwestern und Piloten einen der Berufe vertreten, die Umfragen zufolge das größte Vertrauen der Bevölkerung genießen. Um die wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln erhalten zu können, sei jedoch ein höheres Honorar nötig. Vor allem in den ländlichen Gebieten wäre die flächendeckende Versorgung gefährdet. »Wir betreiben Apotheken 2012 zu den Kosten von heute und den Einnahmen von vor acht Jahren«, so Wolf. Die Arzneimittelreform der schwarz-gelben Koalition habe mit dem erhöhten Zwangsabschlag auf das Beratungshonorar zusätzliche Belastungen gebracht.
Der Verband fordert eine Anpassung des Vergütungssystems an die Kosten. Die seien durch Gehälter, Mieten und Abschläge zu Gunsten der Krankenkasse gestiegen. Notwendig sei eine bessere Vergütung pro Medikamentenpackung, eine Anpassung der Zuschläge für die Herstellung von Rezepturen und eine Erhöhung der Betäubungsmittelgebühren. Um die Versorgungsstruktur zu verbessern, fordert die ABDA eine Pauschale für die Vergütung des Nacht- und Notdienstes, der jetzt nach der Zahl der eingelösten Rezepte bezahlt wird. Außerdem strebe man Rechtssicherheit über die Höhe des Honorarabschlags an, der an die Krankenkassen gehe. Derzeit wird darum gestritten, ob es 1,75 oder 2,05 Euro sind. Ein Urteil ist noch nicht gefällt.
2012 existierten in Deutschland 21 238 Apotheken, davon 3661 Filialapotheken. Jede von ihnen beliefert im Durchschnitt 3800 Einwohner. Im EU-Durchschnitt werden von einer Einrichtung 3300 Menschen versorgt. Am größten ist die Apothekendichte den ABDA-Zahlen zufolge in Griechenland mit 1200 Einwohnern pro Apotheke, am geringsten in den Niederlanden mit 8300 und in Dänemark mit 17 700. Für jede Packung Medikamente, die über den Ladentisch geht, erhält der Apotheker ein Beratungshonorar von 8,10 Euro.
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