Schachlegenden unter sich

Wolfgang Uhlmann trifft in Dresden auf alte Bekannte und wird für sein Lebenswerk gehrt - ans Aufhören denkt er nicht

  • Dagobert Kohlmeyer, Dresden
  • Lesedauer: 2 Min.
Duell der Legenden: Mark Taimanow (l.), Wolfgang Uhlmann
Duell der Legenden: Mark Taimanow (l.), Wolfgang Uhlmann

Wolfgang Uhlmann feiert morgen 77. Geburtstag. Grund genug, den Großmeister zu ehren. Am vergangenen Wochenende wurde ihm in Dresden jedoch kein Pokal überreicht. Die Schachlegende wurde ganz in seinem Sinne ans Brett gebeten. Bei einem internationalen Turnier traf Uhlmann auf die Kontrahenten aus seinen besten Zeiten: Mark Taimanow (Russland), Lajos Portisch (Ungarn) sowie Robert Hübner (Köln).

Den Wettbewerb gewann Hübner (63) mit 2,5 Punkten aus drei Partien. In der Schlussrunde erzielte er gegen Uhlmann mit Schwarz den entscheidenden Sieg. Der Dresdener belegte gemeinsam mit Portisch (je 1,5 Punkte) Platz 2. Taimanow, mit 86 Jahren Ältester des Feldes, schaffte nur ein Remis. »Das Ergebnis war diesmal nicht so wichtig«, zeigten sich die betagten Großmeister einig. Ganz anders in der Vergangenheit. In 50 Jahren hatten die vier bei vielen Spitzenturnieren so manchen Strauß ausgefochten und in ihren Ländern Schachgeschichte geschrieben.

Wolfgang Uhlmann war mit je elf Meistertiteln und Teilnahmen an Schacholympiaden der erfolgreichste Spieler der DDR, in der BRD nahm Robert Hübner lange den Spitzenplatz ein. 1980 war der Kölner Dritter der Weltrangliste. Mark Taimanow wurde zweimal sowjetischer Landesmeister und WM-Kandidat. Er unterlag auf dem Weg zum Schachthron nur dem US-Amerikaner Bobby Fischer. Der Ungar Lajos Portisch wird in Schachkreisen gern »Mr. Olympia« genannt, weil er an 20 Nationenturnieren teilnahm - ein einsamer Rekord.

Das namhafte Quartett zog in Dresden Hunderte von Kiebitzen an, denn im selben Saal kämpften gleichzeitig 260 Kinder um den »Lasker-Pokal«. Das Treffen der Generationen war besonders für die Jüngsten etwas Besonderes. Die Altmeister zeichneten die jungen Siegerteams aus und schrieben jede Menge Autogramme.

Beim späteren Gala-Dinner waren die Kinder nicht mehr dabei, dafür viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport, um das Schachidol für seine Lebensleistung zu ehren. Portisch, ein begnadeter Bariton, der hin und wieder klassische Konzerte gibt, sang sogar zwei Lieder für Uhlmann, der seine Rührung kaum verhehlen konnte.

Ans Aufhören verschwendet Uhlmann trotzdem keinen Gedanken - nicht mal an seinem Geburtstag. Morgen spielt er bei der Team-EM der Senioren in Slowenien. Auch in der 1. Bundesliga setzt Uhlmann noch immer seine Figuren. Und nebenbei unterrichtet er den Schachnachwuchs am Dresdner Sportgymnasium. Es mag sein, dass er damit der älteste Lehrer Sachsens ist. Nachprüfbar ist dies kaum. Die Rechner in der sächsischen Schulverwaltung kennen dieses Alter für Lehrkräfte einfach nicht.

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