Gemeinsamer Feind
Fans von Union Berlin helfen Frankfurter Anhängern trotz Ausschlusses ins Stadion und zeigen so die Machtlosigkeit des DFB
Glaubt man Heribert Bruchhagen, lieferten die Fans des 1. FC Union Berlin und von Eintracht Frankfurt am Montagabend einen erneuten Beweis für die Hilflosigkeit des Deutschen Fußballbundes (DFB). Der 63-Jährige muss es wissen. Bruchhagen ist nicht nur Vorstandsvorsitzender der Eintracht, mit der er zum Zweitligaspiel nach Köpenick gekommen war, sondern sitzt gleichzeitig im Vorstand der Deutschen Fußballliga (DFL) und als deren Vertreter im DFB-Vorstand.
Eigentlich sollte der Gästeblock in der Alten Försterei leer bleiben. Der DFB hatte die Frankfurter Fans ausgeschlossen, nachdem sie im Februar in Düsseldorf Pyrotechnik gezündet hatten. Die Gerüchte, dass dennoch viele Anhänger der Eintracht im Stadion sein würden, bestätigten sich mit dem Anpfiff. Der Gästeblock war zwar leer, aber ein großes Spruchband inmitten der Union-Fans machte es deutlich: »DFB - Wir sind da, jedes Spiel, ist doch klar.«
Nach dem Abpfiff feierten die Frankfurter Spieler - vor einem prall gefüllten Gästeblock den 4:0-Auswärtssieg. Mohamadou Idrissou (9. Minute), Erwin Hoffer (57.) und Alexander Meier (73./89.) hatten die wenigen Chancen eiskalt genutzt und unterstrichen die Aufstiegsambitionen des Tabellenzweiten. 1000 Frankfurter Fans bejubelten ihre Mannschaft - und einen Sieg über den DFB, gemeinsam mit den Berliner Anhängern. »Vielleicht ist heute ja eine Fanfreundschaft entstanden«, mutmaßte Frankfurts Innenverteidiger Heiko Butscher schmunzelnd.
Den Großteil der Eintrittskarten für die Frankfurter hatten Unioner besorgt. Mit gemeinsamen Schmähgesängen bedachten sie während des Spiels den gemeinsamen Gegner DFB. Sie sehen ihre Interessen im hoch kommerzialisierten Fußballgeschäft nach wie vor nicht ernst genommen. »Fehlen die Argumente, kommt meistens ein Verbot«, stand auf einem der vielen, teils sehr herben Spruchbänder im Union-Block, die sich gegen die Kollektivstrafe richteten.
Bruchhagen sieht das ähnlich: »Diese Urteile greifen nicht.« Und er sieht den DFB mit seiner Verbandsgesetzgebung gegenüber der neuen Ultra-Bewegung überfordert. Bisher habe man keine Antworten gefunden, um Straftaten wirksam zu ahnden.
Gleichzeitig lobte Bruchhagen die Fans am Montagabend für ein Fußballfest, »toll« fand er die Stimmung. »Statt die Polizei zu rufen, wurden die Tore geöffnet«, lobte er auch das besonnene Vorgehen des 1. FC Union, als die Frankfurter Fans Mitte der ersten Halbzeit auch noch ihren Bereich, den Gästeblock, zurückeroberten. »Geht es nicht auch so«, fragte Bruchhagen am Ende, »friedlich, ohne Pyrotechnik«? Um Antworten zu finden, muss man miteinander reden. Solange sich aber Fans und Verbände als Gegner begegnen, wird man keine finden.
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