Überraschung in Bagdad

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Bagdader Tagung der Arabischen Liga ist nicht in der Weise zum erneuten Tribunal gegen die syrische Führung geworden, wie wohl die meisten Beobachter es erwartet hatten. Erstmals seit mehr als einem halben Jahr appellierte die Staatengruppe nicht mehr allein an die Regierung, die Gewalt einzustellen und einen Dialog aufzunehmen, sondern - und das ist neu - in gleicher Weise auch an die bewaffnete Opposition. Diese zeigt sich darob unangenehm überrascht. Ähnliches gilt für ihre Sponsoren in Frankreich und der Türkei und in besonderer Weise für die USA. Geradezu überschwänglich stellt sich die Liga nun hinter die Annan-Mission.

Dieses unwirklich anmutende Geschehen sollte mit Vorsicht betrachtet werden. Wie sich zeigt, ist sich die Liga über Syrien nicht einig. Aber nicht das erstaunte, sondern dass die bisherigen Speerspitzen gegen Assad, Katar und Saudi-Arabien, nur mit der zweiten Garnitur in Bagdad erschienen. Offenbar haben sie momentan nicht mehr die Meinungsführerschaft in der Liga. Schon bisher gab es Stimmen, denen die Dominanz der Klerikalmonarchien in jüngster Zeit zu weit ging. Es ist aber nicht zu erwarten, dass sie die Schlappe einfach so hinnehmen.

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