Zuckerberg bastelt am Facebook-Imperium
Kauf der Fotoplattform Instagram
Auf den ersten Blick verschwendet Facebook-Gründer Mark Zuckerberg eine Menge Geld bei der Übernahme der Fotoplattform Instagram. Facebook hat selbst 850 Millionen Nutzer, die jeden Tag 250 Millionen Fotos hochladen. Was ist an Instagram so besonders, dass es sich lohnen soll, eine Milliarde Dollar für nur 30 Millionen Nutzer zu zahlen, die bislang null Dollar Umsatz bringen?
Die Branchenbeobachter im Silicon Valley überschlagen sich in Erklärungsversuchen. Schlug Zuckerberg übereilt zu, weil die Annäherungsversuche von Rivalen wie Google oder Twitter zu konkret geworden waren? Gerüchte, dass der Internet-Riese und der Kurznachrichtendienst Instagram umgarnen, gab es immer wieder. Auch wenn Instagram-Chef Kevin Systrom bis zuletzt eisern behauptete, dass er sein Baby selbst weiterentwickeln wolle.
Oder bekam es Facebook angesichts des Potenzials von Instagram mit der Angst zu tun, wie das Magazin »Fortune« vermutet? Auf knapp 30 Millionen Nutzer kam der Fotodienst nur mit einer iPhone-App. Als vergangene Woche erstmals auch eine Version des Programms für das Google-Betriebssystem Android verfügbar war, wurde sie innerhalb eines Tages eine Million Mal heruntergeladen. Das zeugt von viel Interesse - und mit einer frischen Finanzierung von 50 Millionen Dollar hätte das kleine Instagram-Team auch genug Geld für seine Wachstumsambitionen. Gemessen an Facebooks erwartetem Börsenwert von 100 Milliarden Dollar wirkt der Preis nicht mehr so hoch: »Ein Prozent des Unternehmenswerts zu opfern, um die größte Bedrohung auszuschalten, ist ein kluger Zug«, urteilte der Internet-Investor Chris Dixon.
Dabei bietet Instagram eigentlich, was man bei Facebook auch machen kann - Fotos mit Freunden und Bekannten teilen. Mit zwei wichtigen Unterschieden: Die Instagram-App hat eingebaute Filter, mit denen man ein Bild auf alt trimmen oder die Farben verzerren kann. Und das minimalistische Programm ist auf Fotos beschränkt, während man bei Facebook von Informationen überflutet wird. Die Filter dürften nicht das Thema sein: Es gibt Dutzende Foto-Apps mit solchen Funktionen. Wenn Facebook wollte, hätte es die Bildspielereien längst in seine mobilen Apps einbauen können. Viel interessanter ist, dass Instagram mit einer attraktiven App eine aktive Nutzergemeinschaft etabliert hat. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass Facebook erstmals eine Firma nach dem Kauf eigenständig weiterlaufen lassen will, anstatt ihre Ideen in eigenen Diensten aufgehen zu lassen. Zuckerberg macht den ersten Schritt zu einem Imperium, das mehr als nur eine Marke zu bieten hat.
Eine spannende Frage ist, wie viel mehr Facebook mit dem Kauf von Instagram über seine eigenen Nutzer erfahren kann. Viele waren schließlich auch bei Instagram aktiv und hinterließen dort ihre Bilder zusammen mit dazugehörenden Ortsmarken.
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