Zuckerberg bastelt am Facebook-Imperium

Kauf der Fotoplattform Instagram

  • Andrej Sokolow, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei Facebook sitzt das Geld locker, noch bevor die Börsen-Milliarden kassiert werden. Doch warum gibt das Unternehmen eine Milliarde Dollar für die Fotoplattform Instagram aus?

Auf den ersten Blick verschwendet Facebook-Gründer Mark Zuckerberg eine Menge Geld bei der Übernahme der Fotoplattform Instagram. Facebook hat selbst 850 Millionen Nutzer, die jeden Tag 250 Millionen Fotos hochladen. Was ist an Instagram so besonders, dass es sich lohnen soll, eine Milliarde Dollar für nur 30 Millionen Nutzer zu zahlen, die bislang null Dollar Umsatz bringen?

Die Branchenbeobachter im Silicon Valley überschlagen sich in Erklärungsversuchen. Schlug Zuckerberg übereilt zu, weil die Annäherungsversuche von Rivalen wie Google oder Twitter zu konkret geworden waren? Gerüchte, dass der Internet-Riese und der Kurznachrichtendienst Instagram umgarnen, gab es immer wieder. Auch wenn Instagram-Chef Kevin Systrom bis zuletzt eisern behauptete, dass er sein Baby selbst weiterentwickeln wolle.

Oder bekam es Facebook angesichts des Potenzials von Instagram mit der Angst zu tun, wie das Magazin »Fortune« vermutet? Auf knapp 30 Millionen Nutzer kam der Fotodienst nur mit einer iPhone-App. Als vergangene Woche erstmals auch eine Version des Programms für das Google-Betriebssystem Android verfügbar war, wurde sie innerhalb eines Tages eine Million Mal heruntergeladen. Das zeugt von viel Interesse - und mit einer frischen Finanzierung von 50 Millionen Dollar hätte das kleine Instagram-Team auch genug Geld für seine Wachstumsambitionen. Gemessen an Facebooks erwartetem Börsenwert von 100 Milliarden Dollar wirkt der Preis nicht mehr so hoch: »Ein Prozent des Unternehmenswerts zu opfern, um die größte Bedrohung auszuschalten, ist ein kluger Zug«, urteilte der Internet-Investor Chris Dixon.

Dabei bietet Instagram eigentlich, was man bei Facebook auch machen kann - Fotos mit Freunden und Bekannten teilen. Mit zwei wichtigen Unterschieden: Die Instagram-App hat eingebaute Filter, mit denen man ein Bild auf alt trimmen oder die Farben verzerren kann. Und das minimalistische Programm ist auf Fotos beschränkt, während man bei Facebook von Informationen überflutet wird. Die Filter dürften nicht das Thema sein: Es gibt Dutzende Foto-Apps mit solchen Funktionen. Wenn Facebook wollte, hätte es die Bildspielereien längst in seine mobilen Apps einbauen können. Viel interessanter ist, dass Instagram mit einer attraktiven App eine aktive Nutzergemeinschaft etabliert hat. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass Facebook erstmals eine Firma nach dem Kauf eigenständig weiterlaufen lassen will, anstatt ihre Ideen in eigenen Diensten aufgehen zu lassen. Zuckerberg macht den ersten Schritt zu einem Imperium, das mehr als nur eine Marke zu bieten hat.

Eine spannende Frage ist, wie viel mehr Facebook mit dem Kauf von Instagram über seine eigenen Nutzer erfahren kann. Viele waren schließlich auch bei Instagram aktiv und hinterließen dort ihre Bilder zusammen mit dazugehörenden Ortsmarken.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.