Landesbanken machen Kasse mit Immobilien

Zehntausende Mietwohnungen wechseln den Besitzer - Umwandlung droht

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Krise der Landesbanken erreicht die Mieter. Um Altlasten abzutragen, trennen sich Landesbanken von zehntausenden Wohnungen.

Anfang April verkaufte die Bayern LB rund 25 000 Wohnungen an den Hamburger Investor TAG Immobilien. Der Marktpreis der Miethäuser wird auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Trennen will sich die Bayern LB zudem von der Immobiliengesellschaft GBW, Eigentümerin von etwa 32 000 »Wohneinheiten«, wie es im Branchenjargon heißt. Der Preis wird von Analysten auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt.

Einen ähnlich hohen Preis für 21 500 Wohnungen erzielte kürzlich die Nummer eins unter den Landesbanken, die LBBW in Baden-Württemberg. Auch sie war infolge der Banken- und Finanzkrise von Landesregierung und Sparkassen mit Milliardenhilfen gerettet worden. Nicht zuletzt Auflagen aus Brüssel zwingen die öffentlichen Institute jedoch, Kasse zu machen. Die EU-Kommission hatte die staatlichen Rettungshilfen für fünf der neun Landesbanken als an sich unzulässige Subventionen nur unter erheblichen Auflagen akzeptiert.

Dies kriegen nun die Mieter zu spüren. Betroffen allein in Baden-Württemberg sind rund 60 000 Mieter. Vorstand und Aufsichtsrat der LBBW ließen eine mieternahe Bietergruppe um die Stadt Stuttgart abblitzen. Stattdessen erteilten sie einem Konsortium den Zuschlag, das von der Augsburger Patrizia Immobilien AG geführt wird und aus Versicherungsgesellschaften sowie Pensionskassen besteht. »Wenn diese auf Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen spezialisierte Firma den Zuschlag bekommt, steigt der Druck auf die Mieter in LBBW-Wohnungen erheblich«, warnte Rolf Gaßmann, Chef des Mieterbundes im Ländle.

Mieterbund und Gewerkschaften fürchten, dass die neuen Besitzer an der Kostenschraube drehen, um das milliardenschwere Paket auf Rendite zu trimmen - womöglich für einen Weiterverkauf an weitere Finanzanleger. Investoren erzielen durch den Paketkauf einen günstigen Preis; wenn es ihnen gelingt, einen Großteil der Wohnungen einzeln oder in kleineren Paketen weiterzuverkaufen, können sie hohe Gewinne erzielen.

Insgesamt wechselten in den ersten drei Monaten bundesweit 70 000 Wohnungen im Gesamtwert von rund 3,5 Milliarden Euro den Eigentümer. Für den weiteren Jahresverlauf rechnen die Analysten von Dr. Lübbe mit »einem sehr dynamischen Markt«. Zum Verkauf stehen die 11 500 ostdeutschen »Treuhand«-Wohnungen der TLG und weitere große Pakete.

Bis zur Banken- und Finanzkrise hatte es schon einmal eine Welle gegeben, in der öffentliche Eigentümer tausende Wohnungen im Paket an Investoren verscherbelten. Allerdings zerstoben deren Renditehoffnungen in der Folgezeit oft. Grund waren die Finanzkrise, aber auch das Mietrecht und das geringe Interesse besonders ostdeutscher Mieter an Umwandlung in Eigentumswohnungen. Inzwischen sind die Kaufpreise für Immobilien in Deutschland international besonders günstig. Angesichts der Unsicherheiten um Eurokrise und US-Staatsschulden gilt die Bundesrepublik als sicherer Hafen für Investoren aus aller Welt.

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