Fiktive Bedrohung
Kommentar von Christian Klemm
Nicolas Sarkozy will als französischer Staatspräsident wiedergewählt werden. Zu diesem Zweck setzt er auch darauf, dem rassistischen Front National, der in den Umfragen bei rund 16 Prozent liegt, Stimmen abzuknöpfen. Es wäre schon ein merkwürdiger Zufall, dass zwei Tage vor dem Urnengang die Innenminister Frankreichs und Deutschlands den Vorschlag machen, Grenzkontrollen im Schengen-Raum mit dem Ziel zu verschärfen, mittellose Migranten besser aufgreifen zu können. Denn genau damit bedienen die beiden Ressortchefs die Stimmung am rechten Rand, wonach Flüchtlinge nur nach Europa wollen, um von den dortigen Sozialsystemen profitieren zu können.
Dabei ist die offensichtliche Wahlkampfhilfe für Sarkozy aus Berlin nicht der eigentliche Skandal, auch wenn Politiker des politischen Establishments das gerne so darstellen. Vielmehr wird die Unfähigkeit von Peripherieländern wie Griechenland oder Italien, die Außengrenzen der Europäischen Union hermetisch abzuriegeln, als Anlass genommen, gezielt Jagd auf Flüchtlinge an den Binnengrenzen machen zu können. Schutzsuchende werden so zu einer Bedrohung gemacht, die es unbedingt aufzuhalten gilt.
Deutschland hat keine EU-Außengrenzen, die es laut Schengen-Abkommen sichern müsste. Dennoch tut Berlin alles, um Menschen, die Hilfe brauchen, an der Einreise in die Bundesrepublik zu hindern. Und genau darauf zielt der Vorstoß zu mehr Grenzkontrollen im Inneren des Schengen-Raums ab.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.