Streik in Belo Monte
Staudammprojekt erneut in der Kritik
Arbeiter des Staudammprojektes Belo Monte haben die Zufahrten zum Baugelände blockiert und sind in einen unbefristeten Streik getreten. Sie fordern eine Erhöhung des Essensgeldes von 95 auf 300 Reais (rund 121 Euro) und freie Tage alle drei statt bisher alle sechs Monate. Das für den Bau verantwortliche Konsortium CCBM bietet gerade einmal 15 Reais mehr Versorgungsgeld und 19 freie Tage statt neun unter Beibehaltung des Sechs-Monate-Intervalls. Viele Arbeiter kommen aus weit entfernten Bundesstaaten und hätten damit mehr Zeit, ihre Familien zu besuchen. Die zusätzlichen Tage sollen allerdings vom Jahresurlaub abgezogen werden, was die Gewerkschaft Sintrapav, die den Arbeitskampf organisiert, ablehnt.
Die Fronten scheinen verhärtet. CCBM will vor Gericht ziehen, um eine sofortige Beendigung des Streiks zu erwirken. Das Konsortium argumentiert, dass die derzeitige Vereinbarung mit den Arbeitnehmern bis Oktober Gültigkeit besitze. Die Regierung in Brasilia zeigt sich derweil besorgt, dass es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen könnte. Zudem befürchtet sie weitere Bauverzögerungen. Bereits jetzt hinkt das Projekt gewaltig hinter dem veranschlagten Zeitplan hinterher. Laut Vertrag soll die erste Turbine im Januar 2015 ihren Betrieb aufnehmen.
Der Streik ist bereits der dritte in Belo Monte in weniger als sechs Monaten. Da sich die Bauherren zur Übergabe in Rekordgeschwindigkeit verpflichtet haben, stehen die Arbeiter unter immensem Druck. Oft hausen sie unter erbärmlichen Bedingungen, arbeiten unter extremen klimatischen Bedingungen für einen Hungerlohn. Lebensmittel und Medikamente müssen meist in firmeneigenen Läden zu Wucherpreisen eingekauft werden, viel Freizeit geht für den Transport von den Unterkünften zum Baugelände und zurück verloren, hinzu kommen mangelnde Sicherheitsvorkehrungen.
Seit Ende März gibt es erneut Proteste gegen die schlechten Arbeitsbedingungen. Die ersten Aktionen wurden an der Sintrapav vorbei organisiert. Conlutas, eine dissidente Strömung des Gewerkschaftsdachverbandes CUT, wirft Sintrapav vor, mit dem Baukonsortium unter einer Decke zu stecken.
Das Staudammprojekt Belo Monte ist das Herzstück des riesigen staatlichen Infrastrukturprogramms PAC. Umweltgruppen und indigene Gemeinden warnen vor den unkalkulierbaren Auswirkungen auf das Ökosystem und die regionale Sozialstruktur. Umweltbelange würden in der Wirtschaftspolitik dem Wachstum untergeordnet.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!