Europaweit 25 Millionen ohne Job
Arbeitslosigkeit in der EU auf Rekordhoch / Deutschland gegen den Trend mit leichtem Rückgang
Luxemburg/Brüssel (dpa/nd). Noch nie waren in den Euroländern so viele Menschen ohne Job: Im März hatten 17,36 Millionen Arbeitnehmer in den 17 Ländern keine Stelle. Das meldete die EU-Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch. Die Arbeitslosenquote erreichte mit 10,9 Prozent einen Höchstwert seit Euroeinführung. Zuletzt war die Lage im Frühjahr 1997 ähnlich schlecht gewesen.
Am schlimmsten ist die Situation in Spanien. Mit einer Arbeitslosenquote von 24,1 Prozent ist das Land trauriger Rekordhalter. Auch in den anderen Schuldenstaaten im Süden sieht es düster aus: Auf Platz zwei folgt Griechenland mit 21,7 Prozent (Daten vom Januar). Spanien und Griechenland verzeichneten auch den rasantesten Anstieg der Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres. In Portugal beträgt die Quote 15,3 Prozent. Eine Sprecherin von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nannte die Arbeitslosigkeit »sehr besorgniserregend«. Die Zahlen bestätigten die Dringlichkeit, mehr und bessere Jobs zu schaffen, fügte der Sprecher von Beschäftigungskommissar László Andor hinzu.
Am 1. Mai hatten Gewerkschaften Konjunkturprogramme und Mindestlöhne gefordert, um Europa aus der Krise zu führen. Die EU-Kommission hat Spekulationen über einen »Marshall-Plan« gegen die Rezession in Europa aber bereits dementiert. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt milliardenschwere Konjunkturprogramme zur Ankurbelung der Wirtschaft sowie eine Aufweichung des Fiskalpakts ab. Im Juni wollen die Staats- und Regierungschefs der EU über ein Wachstumsprogramm beraten.
Deutschland kann sich noch immer gegen den Trend stemmen und gehört zu den Ländern mit den niedrigsten Arbeitslosenzahlen. Laut Eurostat betrug die Arbeitslosenquote im März 5,6 Prozent. Der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, die andere Kriterien als die EU-Behörde anlegt, vermeldet für April eine Quote von 7,0 Prozent - 0,2 Punkte niedriger als im Vormonat. Vor einem Jahr waren es 7,3 Prozent gewesen. Die Zahl der Arbeitslosen sank um 65 000 auf nun wieder knapp unter 3 Millionen (2 963 000).
Auf europäischer Ebene war die Lage zudem besonders entspannt in Österreich (4,0 Prozent), den Niederlanden (5,0 Prozent) und Luxemburg (5,2 Prozent).
In der gesamten EU kletterte die Arbeitslosigkeit ebenfalls auf einen Rekordwert: In den 27 EU-Ländern waren 24,77 Millionen Menschen ohne Arbeit - der höchste Wert seit Beginn der EU-27-Statistik im Jahr 2000. Die Quote betrug wie bereits im Februar 10,2 Prozent.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.