E-Mobile im Stau
Umwelthilfe kritisiert die Förderpolitik der Bundesregierung für Elektroautos
Als »im Ansatz falsch und sogar kontraproduktiv« bewertet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Strategie der Regierung zur Förderung der Elektromobilität. Das vor zwei Jahre formulierte Ziel, bis zum Jahr 2020 eine Million E-Autos auf deutsche Straßen zu bringen, sei bereits jetzt gescheitert, so DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch am Mittwoch in Berlin. Bis Ende 2011 seien ganze 4541 E-Mobile zugelassen worden. Gleichzeitig boomten »übermotorisierte Geländewagen und Limousinen wie in keinem anderen Land in Europa« so Resch.
Die DUH wirft der Bundesregierung vor, mit ihrer Förderpolitik vor allem »praxisfernes Technikspielzeug zu subventionieren« statt auf eine kontinuierliche Senkung der CO2-Emissionen durch effiziente Antriebe und Leichtbauweise zu setzen. Als Beispiel nannte Resch ein mit öffentlichen Mitteln unterstütztes Projekt des Sportwagenherstellers Porsche. Dabei wurde das Modell Boxter mit zwei gekoppelten Elektroantrieben ausgestattet, um die Zielvorgabe - Beschleunigung von null auf 100 Stundenkilometer (km/h) in 5,5 Sekunden - zu erreichen. Von diesem Auto wurden allerdings nur drei Exemplare als Prototypen hergestellt, eine Serienfertigung war nie geplant. Derartige Spielereien könnte ein Konzern, der auch 2011 wieder Milliardengewinne einfuhr, gut auf eigene Rechnung durchführen, erklärte Resch.
Nach Einschätzung der DUH ist die Elektromobilität ohnehin nur begrenzt tauglich, um das eigentliche Ziel, die schnelle Reduzierung von klima- und gesundheitsschädlichen Emissionen, zu erreichen. Nötig wäre hingegen die Förderung effizienter Antriebe und von Leichtbau-Pkw. Diese Position teilt auch DUH-Verkehrsberater Axel Friedrich: »Wir brauchen keine Klimaziele für 2050, sondern schnelle Maßnahmen zur CO2-Reduzierung, hier und jetzt.« Schon heute könne der Spritverbrauch mit einem durchschnittlichen Mehraufwand von 2000 Euro pro Fahrzeug halbiert werden. Für Optimierungen gebe es etliche Stellschrauben, so auch bei der Statik der Fahrzeuge, so Friedrich. Dagegen sei in der Stromspeichertechnologie noch viel Grundlagenforschung vonnöten.
Friedrich warnte davor, dass durch die einseitige Fokussierung auf rein batteriebetriebene Fahrzeuge neue Abhängigkeiten entstünden. So werde das für diese Technologie notwendige Alkalimetall Lithium nur in wenigen Ländern in nennenswerten Größenordnungen abgebaut. Es sei absehbar, dass die Preise aufgrund der steigenden Nachfrage dramatisch steigen würden.
Für die DUH liegt der Schwarze Peter eindeutig bei der Bundesregierung: Diese weigere sich, spritsparende Fahrzeuge mit Kaufanreizen zu fördern und Pkw mit hohen CO2-Emissionen mit einer Strafsteuer zu belegen, wie es in Frankreich und Skandinavien praktiziert wird. Nur so könnten beispielsweise Autos mit Hybridmotoren angemessene Markanteile erringen, ist Resch überzeugt. Der Kunde orientiere sich leider weniger am Klimaschutz, dafür umso mehr an seiner Geldbörse. Nur eine Kombination aus schärferen CO2-Grenzwerten und veränderten steuerlichen Rahmenbedingungen würde die Automobilindustrie deshalb dazu veranlassen, ihre Produktpalette entsprechend umzustellen.
Resch bemängelte auch das Fehlen einer ganzheitlichen Sicht auf die Potenziale einer ökologischen Verkehrspolitik. Dringend notwendig und kurzfristig wirksam wären demnach beispielsweise die komplette Elektrifizierung des Schienennetzes sowie die Förderung kommunaler Elektromobilität in Gestalt von Straßenbahnen und Oberleitungsbussen.
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