Wie alternativ sind »alternative« Banken wirklich?
Wer sein Geld nach ökologischen und sozialen Kriterien anlegen will
Der Finanzjournalist Jochen Bettzieche war überrascht, wo solche Anbieter das Geld ihrer Kunden anlegen: »Da sind Unternehmen dabei wie EADS, die Kampfhubschrauber und Kampf- flugzeuge herstellen. Es sind Zulieferer für die Panzerindustrie dabei, also Panzermotoren. Es sind Hersteller von Maschinenpistolen dabei. Munition, U-Boote, Kampfschiffe - das ist alles mit drin.« Fast alle untersuchten Fonds investierten in Atomkraft, in die Öl- und Gasindustrie und eben auch in die Rüstungsindustrie, schreibt Bettzieche in einer Studie. Die meisten »grünen« Finanzprodukte sind also »out«.
»Out« für Gutanleger sind auch normale Banken und Sparkassen. Viele Kunden dürften nicht die geringste Ahnung davon haben, welche Art Geschäft sie letztlich unterstützen, wenn sie ihr Geld auf die Bank tragen. Was liegt da näher, als gleich die ganze Bank zu wechseln? In Deutschland gibt es eine Reihe von Alternativen. Doch auch bei der Wahl einer »alternativen« Bank sollten Sie ganz genau hinschauen, ob das Geldinstitut wirklich Ihren persönlichen Ansprüchen entspricht.
Deutschlands alternativer Bankenmarkt wird noch bunter. Mit der niederländischen Triodos versucht keine Geringere als »Europas führende Nachhaltigkeitsbank« im vergleichsweise großen »grünen« Markt in Deutschland eine Lücke zu entdecken. Jeder Sparer könne viel anrichten mit seinem Geld, sind die Triodos-Banker überzeugt von sich. So könnten deutsche Spargroschen die Umwelt beleben oder eine schonend produzierende Wirtschaft fördern. Und zum guten Gewissen gibt es obendrauf für den Anleger noch eine gute Rendite, verspricht die Reklame der Triodos-Niederlassung in Frankfurt am Main.
In Deutschland sind heute mehr als ein Dutzend »alternative« Banken aktiv, die ihre Geschäfte mit einem ökologischen, sozialen oder ethischen Anspruch verknüpfen. Darunter:
● die GLS Bank mit anthroposophischen Wurzeln, die 2003 die legendäre Ökobank übernahm;
● die eher kommerzielle Umweltbank;
● die ostdeutsche Ethikbank, ein Direktbank-Ableger der Volksbank Eisenberg;
● die meist größeren Kirchenbanken.
In diesen kleinen Kreis versucht seit 2009 auch die niederländische Triodos-Bank einzudringen. Noch hat sie bundesweit erst einige hundert Kunden, doch während dieses Jahres soll mit der Einführung eines Girokontos der Aufstieg in die erste Öko-Liga geschafft werden.
Triodos ist durchaus anders als die meisten anderen Gutbanken: Triodos ist eine Aktiengesellschaft. Triodos macht Geschäfte in fünf europäischen Ländern (Niederlande, Belgien, Großbritannien, Spanien und Deutschland).
Das könne durchaus umweltfreundlich sein, versichert eine Sprecherin von Triodos-Deutschland. Schließlich lasse sich im spanischen Zentralland mehr Sonnenenergie erzeugen als im Ruhrgebiet, und der Wind an der belgischen Nordseeküste wehe kräftiger als an der deutschen Ostsee.
Die Triodos-Idee erinnert andererseits an die Idee: das Kapital wird global dort angelegt, wo es den größten Nutzen und den größten Profit (für wenige) verspricht. Tatsächlich ist Triodos wohl diejenige unter den »Grünen«, die am stärksten auf privates Unternehmertum setzt. »Wir wollen nicht nur eine Bank für Weltverbesserer sein«, sagte der Triodos-Vorstandsvorsitzende Peter Blom, »sondern eine Bank für alle, die einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen wollen.«
Weniger international, aber in der Sache ähnlich wirtschaftsfreundlich argumentieren die Umweltbank in Nürnberg, die Ethikbank im thüringischen Eisenberg und die Kirchenbanken.
Rundum alternativ kommt allein die GLS Bank e.G. daher. Sie hat anthroposophische Wurzeln und kann heute als die »linkeste« Bank in Deutschland angesehen werden. So bietet die GLS als »erste sozial-ökologische Universalbank der Welt« - so ein Werbespruch - einen dreifachen Gewinn: menschlich, zukunftsweisend und ökonomisch. Bei der GLS kann man, muss man aber nicht zugunsten des guten Zwecks, etwa der Förderung eines Kindergartens, auf Zinsen verzichten.
Was Sie über »alternative« Banken wissen sollten
1. Die Einlagen der Kunden sind bei alternativen Banken ebenso sicher wie bei normalen Banken. Dafür sorgen Einlagensicherungssysteme.
2. Im Alltag funktionieren die Gutbanken wie jede andere Bank oder Sparkasse auch. Bei den meisten kann der Kunde ein Girokonto eröffnen, auf das Gehalt, Rente oder andere Einnahmen fließen, und von dem Miete, Strom sowie Rechnungen per Überweisung oder Dauerauftrag bezahlt werden können.
3. Über (wenige) Bankschalter und Internet, über Telefon und per Briefpost sind »alternative« Banken wie ihre konventionelle Konkurrenz nahezu rund um die Uhr zu erreichen.
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