Rundreise in die Geschichte
Unterwegs im Weltkulturerbeland Libanon
Baalbek, Byblos und Beirut - drei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Libanon haben eines gemeinsam - ihr Name beginnt jeweils mit dem Buchstaben B. Vielen Deutschen freilich kommt ein anderes Wort mit B in den Sinn, wenn sie an den Levantestaat denken - Bürgerkrieg. Dieser freilich wurde bereits im Jahr 1990 beendet - und seit dem Sommer 2006, in dem ein Kurzkrieg zwischen der Hisbollah und Israel Teile des Landes erschütterte, ist der Libanon vergleichsweise stabil. Besucher aus der arabischen Welt haben seinen Charme schon lange entdeckt - und zunehmend zieht es nun auch Deutsche, Italiener und Franzosen in das geschichtsträchtige Mittelmeerland, das zwar klein ist, aber ungemein vielfältig.
Die Hauptstadt Beirut ist für viele der Einstieg in das Land - doch wer dort verträumte alte Souks mit freundlichen Gewürzhändlern erwartet, ist womöglich enttäuscht. Die Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt gibt sich modern und hip - und hinter den Souks der Stadt verbirgt sich eher eine Shoppingmall für Kreuzfahrtpassagiere. Die Fassaden im einstigen Zen-trum der Stadt erstrahlen so prächtig, als hätte es nie einen Bürgerkrieg gegeben - doch in diesen Häusern zu leben, das können sich die Einheimischen längst nicht mehr leisten. Die von Solitarie, der privaten Stadtentwicklungsgesellschaft, erneuerten Quartiere sind eine architektonische Meisterleistung - doch lebendig wirkt die neu erstandene Pracht eher nicht. Ein kurzer Besuch auf dem Place de l'Etoile mit seinem prägnanten Uhrenturm lohnt sich dennoch - in seiner Umgebung finden sich Parlament und Stadtverwaltung, die griechisch-orthodoxe Kathe-drale und wichtige Moscheen.
Das Leben in Beirut spielt sich eher im Hamra-Viertel und im Gemmayzeh-Viertel ab. Hinter vielen, zum Teil unscheinbaren Türen, verbergen sich Kneipen und Pubs mit Charme. Statt dem Einheitsbrei-Loungestil zu frönen, haben Bars wie die Torinobar und die Crewbar ihren eigenen Charakter. Das Nightlife in Gemmayzeh, Megadiscos wie der unterirdische Club B 018 und Rooftop-Bars wie die Sky-Bar und das »White« haben Beirut längst zu einer Partymetropole des Nahen Ostens gemacht.
Beirut ist eine Stadt am Meer, die Strandpromenade Corniche wird Abend für Abend zum Treffpunkt. Auch die schönsten Hotels der Stadt finden sich oftmals direkt am Ufer des Mittelmeers. Ein Wahrzeichen Beiruts ist der Taubenfelsen - besonders stimmungsvoll ist ein Besuch kurz vor Sonnenuntergang. Und wer die Strecke von Beirut nach Byblos mit dem Boot zurücklegt, kann sich den markanten Kalksteinfelsen sogar vom Wasser aus nähern.
Die Hafenstadt Byblos, etwa vierzig Kilometer nördlich von Beirut gelegen, ist viel älter als die libanesische Hauptstadt, sie gilt manchem Historiker sogar als die älteste dauerhaft bewohnte Stadt der Welt überhaupt. »Was Byblos so besonders macht, ist, dass wir hier eine Altstadt haben, die über 6000, 7000 Jahre, kontinuierlich bewohnt worden ist - und im Mittelalter dann verlassen wurde«, erläutert die Archäologin Alia Fares, die häufig Reisegruppen durch Byblos führt.
Heute befindet sich auf der Stelle des historischen Byblos ein archäologischer Park, der bereits seit dem Jahr 1984 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Das markanteste Gebäude innerhalb des Parks ist eine Kreuzritterburg, die vor rund 900 Jahren erbaut wurde. Doch viele der für den Bau verwandten Steine und Säulen sind weit älter - sie stammen aus phönizischen und römischen Bauwerken, die Jahrhunderte vorher in Byblos errichtet worden waren.
In Byblos wurde schon früh mit Papyrus gehandelt - und vom Namen Byblos leitet sich auch das griechische Wort für Schriftrolle ab. In Byblos wurde zudem eines der ältesten bislang bekannten Schriftsysteme der Menschheit gefunden - eine phönizische Hieroglyphenschrift, entwickelt um 1300 vor Christus. Glaubt man der Legende, hat Adonis von Byblos aus dieses Alphabet später zu den Griechen gebracht. Allerdings nicht ganz freiwillig - ein Stier hatte Astaroth, die Geliebte des Adonis, Richtung Griechenland entführt und Adonis war ihr mitsamt Alphabet hinterher gereist.
Nicht Adonis, sondern die römischen Gottheiten Venus, Jupiter und Bacchus stehen im Mittelpunkt des wohl prächtigsten und imposantesten Weltkulturerbes des Libanon: der Ruinen- und Tempelstadt Baalbek, etwa neunzig Kilometer östlich von Beirut in der Bekaa-Ebene gelegen. Aus einer alten Handelsstadt, in welcher der lokale Gott Baal verehrt wurde, formten die Römer eine gewaltige Anlage mit beheizten Bädern, beeindruckenden Tempeln und prächtigen Kolonnaden. Kaiser Augustus persönlich gab im Jahr 14 nach Christus den Befehl zum Aufbau des gewaltigen Tempelbezirks, an dem viele Jahrzehnte lang gebaut wurde. Wie erfolgreich die Baumeister waren, lässt sich noch heute bewundern: Der gewaltige Bacchustempel, dessen Säulenhalle auf einem 83 Meter langen Podium steht, ist eine der am besten erhaltenen römischen Tempelanlagen der Welt. Seine majestätische, 13 Meter hohe Eingangstüre ist mit Wein- und Efeuranken verziert.
An der zentralen Stelle der Tempelstadt, an der früher vermutlich das Baal-Heiligtum gestanden hat, bauten die Römer einen gewaltigen Jupitertempel - mit sechs Front- und elf Seitensäulen. Das spektakuläre Bauwerk ist zwar nur teilweise erhalten, doch alleine die sechs Frontsäulen, die jeweils aus drei verschiedenen Steintrommeln zusammengesetzt sind, zeugen von dem architektonischen Können der Bauherrn: Durch geschickte Meißelarbeit schufen sie eine Art optische Täuschung, die dem Besucher unterschiedliche Trommelgrößen vorgaukelt
- Einreise: Der Reisepass muss noch sechs Monate gültig sein und sollte keinen israelischen Stempel enthalten.
- Die optimale Reisezeit sind die Monate März bis Mai und September bis November, in dieser Zeit ist das Klima besonders mild.
- Anreise: Direktflüge nach Beirut bieten Lufthansa www.lufthansa.de und Germania www.flygermania.de, günstige Umsteigeverbindungen finden sich bei Turkish Airlines www.turkishairlines.com oder Royal Jordanien www.rj.com
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.