Demokratiefeind Herzog

Kommentar von Aert van Riel

  • Lesedauer: 1 Min.

Roman Herzog sorgt sich um die künftige Zusammensetzung des Bundestages. Aus seiner Sicht gibt es offensichtlich mit Grünen, LINKEN, FDP und Piraten zu viele kleine Parteien, die im nächsten Jahr realistische Chancen auf den Einzug in das Parlament haben. Deswegen will der Alt-Bundespräsident einfach die Fünfprozenthürde nach oben setzen. Geradezu bizarr ist Herzogs Begründung, dass ansonsten der Bundeskanzler nicht mehr von einer großen Mehrheit der Bevölkerung getragen werde und dies die parlamentarische Demokratie gefährde. Denn nicht Mehrheiten für den Kanzler stehen im Zentrum der Demokratie, sondern der Willen der Bürger, der sich in Wahlen und Abstimmungen artikuliert.

Doch dafür interessiert sich der frühere CDU-Verfassungsrichter offenbar nicht sonderlich. Stattdessen schwebt ihm ein politisches System vor, in dem Union und SPD das Rennen unter sich ausmachen und sich weniger Gedanken um lästige Kompromisse mit möglichen Koalitionspartnern machen müssten. Das würde ihnen auch die Analyse ihrer derzeitigen Schwäche ersparen. Diese liegt nämlich vor allem darin begründet, dass sich die beiden »Volksparteien« in vielen wichtigen Fragen kaum noch voneinander unterscheiden.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.