Wechsel zum Tagesgeldkonto ist oft sinnvoll
Sparbuch adé?
Jahrzehntelang war das Sparbuch in Ost und West die beliebteste Sparform. Auch heute noch legen nicht selten die Großeltern ein Sparbuch für die Enkelkinder an.
Inzwischen aber legen viele Bundesbürger ihr Geld immer bewusster an. Das klassische Sparbuch hat an Attraktivität verloren. Doch immer noch fließen Milliardenbeträge auf Sparbücher mit niedrigen Zinsen. Jeder zweite Bundesbürger besitzt ein Sparbuch. Laut Bundesbankstatistik haben Verbraucher immer noch rund 100 Milliarden Euro auf Sparbüchern angelegt.
Bei 18- bis 25-Jährigen hat fast jeder Zweite ein Sparbuch
Dabei liegt die Verzinsung im Schnitt nur bei 0,6 Prozent. Große Institute wie die Deutsche Bank oder Commerzbank zahlen mit 0,25 Prozent sogar noch weniger. Angesichts einer Inflationsrate von über zwei Prozent ein dickes Minusgeschäft für die Sparer und ein gutes Geschäft für die Banken.
Trotz niedrigster Zinssätze und einer dreimonatigen Kündigungsfrist für größere Beträge steht das Sparbuch insbesondere bei jungen Leuten und der älteren Generation hoch im Kurs. Bei den 18- bis 25-Jährigen legt fast jeder Zweite sein Geld auf einem renditeschwachen Sparbuch neu an.
Für die Lust am Sparbuch gibt es einen guten Grund: die Sicherheit. Die meisten Sparer wollen auf keinen Fall ihr Geld verlieren und nehmen dafür eine geringere Rendite in Kauf. Die meisten Sparer halten das klassische Sparbuch dafür am besten geeignet. Ein Irrtum!
Zwar sind Sparbücher krisenfest, aber dafür zahlen Banken und Sparkassen ihren Kunden nur einen überaus bescheidenen Zinssatz. Allerdings werden von vielen Banken und Sparkassen auch besser verzinste sparbuchähnliche Produkte angeboten. Meistens sind diese Sonderangebote jedoch an eine bestimmte Einlagenhöhe gekoppelt. Wer nicht 3000 oder 5000 Euro auf einmal anlegen kann, schaut dann in die Röhre. Dabei gibt es Alternativen, die mindestens genauso sicher sind wie ein klassisches Sparbuch, aber deutlich höhere Zinssätze bieten.
Eine Alternative: das Tagesgeldkonto
Attraktiv sind seit einiger Zeit wieder Tagesgeldkonten. Die Deutschen sollten ihre Treue zum Sparbuch beenden, meint der Düsseldorfer Finanzexperte Udo Kessler. »Jeder Sparbuchbesitzer kann durch Übertragung des Guthabens auf ein Tagesgeldkonto seine Zinserträge deutlich steigern«, so Kessler und rechnet den Vergleich vor: Aus 10 000 Euro wurden auf dem durchschnittlich verzinsten Sparbuch innerhalb von zehn Jahren 11 032 Euro (ohne Steuerabzüge). Auf dem am besten verzinsten Tagesgeldkonto wären es bis zu 2126 Euro. Selbst bei einem nur durchschnittlich verzinsten Tagesgeldkonto sind es noch 1100 Euro mehr als auf dem Sparbuch.
Aber auch hier wachsen die Bäume nicht in den Himmel
Laut einer Studie sind es fast immer dieselben Institute, die günstige Tagesgeldkonten anbieten. Dazu zählten in den vergangenen zehn Jahren sieben Institute, wie die FMH-Finanzberatung ermittelte. Konkret sind dies die 1822 direkt der Frankfurter Sparkasse, die Netbank, die Santander Consumer Bank, die ING-DiBa sowie drei Autobanken: BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz.
Dazu kommen andere Institute, die noch nicht lange auf dem deutschen Markt aktiv sind. So zum Beispiel die türkische Deniz Bank, die 2,50 Prozent für das Tagesgeld bietet. Aktuell kommen die Spitzenangebote beim Tagesgeld meist von ausländischen Anbietern. Wer sich einen günstigen Zinssatz länger sichern will, weil er wie viele Ökonomen aufgrund der schwächelnden Konjunktur sinkende Zinssätze erwartet, kann sich den Tagesgeldsatz auch als »Festgeld« über ein oder zwei Jahre sichern.
Doch auch beim Tagesgeld wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Zinssätze von mehr als zwei Prozent von 1822 direkt, ING-DiBa und Volkswagen-Bank gelten nur für Neukunden und für maximal sechs Monate. Danach sinkt die Verzinsung zum Beispiel bei der ING-Diba auf 1,50 Prozent. Ein Zinssatz, der angesichts der Inflationsrate nicht ausreicht, die Kaufkraft des Geldes zu erhalten. Da schneiden dann schon wieder manche Sparbücher besser ab. So bieten die Postbank 1,80 Prozent oder Santander Bank sogar 2,25 Prozent.
Drei Tipps
1. Zinsvergleich: Es lohnt sich immer ein genauer Zinsvergleich. Hilfreich dabei können Internetportale mit aktuellen Vergleichsdaten sein, wie beispielsweise vom Finanzservice FMH (www.fmh.de). Aber auch hier sollten Sie zum Vergleich andere Portale heranziehen. Oder vergleichen Sie selbst im Internet mehrere Angebote von Banken und Sparkassen.
2. Sicherheit: Achten Sie auf die Sicherheit der Einlagen. Es muss nicht unbedingt eine »deutsche« Bank sein, um auf Nummer sicher zu gehen. Soweit die Geldinstitute in der Europäischen Union ihren Hauptsitz haben, werden mindestens 100 000 Euro garantiert.
3. Hausbank: Fragen Sie in Ihrer Hausbank nach. Oft ist ein hausinterner Wechsel der Produkte möglich, der Ihnen einige Euro extra beschert.
HERMANNUS PFEIFFER
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.