Vorbild Jemen
Kommentar von Olaf Standke
Vor gut einer Woche hatte sich ein Al-Qaida-Attentäter in Sanaa mitten in der Generalprobe für die Parade zum Nationalfeiertag in die Luft gesprengt. Fast 100 Soldaten starben. Seitdem vergeht kein Tag ohne Meldungen über Kämpfe und Anschläge in Jemen, das im Landessüden inzwischen zu großen Teilen unter der Kontrolle der Terroristen steht. Zuletzt sollen über 70 von ihnen bei Luftangriffen getötet worden sein. Im Norden wiederum eskalierte der politisch wie religiös motivierte Aufstand schiitischer Houthi-Rebellen wiederholt zum Bürgerkrieg. Kein Wunder, dass Jemen das Armenhaus Arabiens ist, in dem sechs Millionen Menschen unter Hunger leiden - jeder dritte Bewohner.
Der »Arabische Frühling« führte zu keinem echten Regimewechsel. Präsident Ali Abdullah Salih, der seit 1978 herrschte, musste nach Unruhen und einem Anschlag auf sein Leben das Amt unter dem Druck Washingtons einem Stellvertreter überlassen, doch neue, demokratische Strukturen gibt es nicht. Die schwache Zentralregierung hat riesige Probleme, die Staatsgewalt gegen traditionelle Stammesstrukturen und das Terrornetzwerk durchzusetzen; letzteres trotz massiv ausgeweiteter Drohnenangriffe der USA. Und die wollen jetzt Syrien nach jemenitischem Vorbild befrieden, wie die »New York Times« zu berichten weiß.
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