Polen wird stark
Dixie Dörner freut sich auf die EM
Herr Dörner, wie groß ist Ihre EM-Vorfreude?
Es ist eine Super-EM zu erwarten, so viele Klasse-Mannschaften sind dabei. Die Auslosung sorgt dafür, dass schon in der Gruppenphase interessante Spiele auf uns zukommen. Dementsprechend groß ist die Spannung vor dem Start am Freitag.
Es ist die erste EM in Osteuropa seit der Wende. Was trauen Sie den osteuropäischen Mannschaften hier zu?
Zunächst ist es sehr lobenswert, dass die UEFA unter Michel Platini die EM dorthin vergeben hat. Sportlich hat Kroatien in den vergangenen Jahren oft eine gute Rolle gespielt, und nun werden die Gastgeber vom Heimvorteil profitieren. Dabei schätze ich die Polen noch stärker ein, da viele ihrer Spieler im Ausland aktiv sind. Womöglich kann der Mannschaft eine Überraschung gelingen.
Trauen Sie den Polen also den Titel zu?
Nein, aber sie haben die Qualität, die Gruppenphase zu überstehen. Danach muss man erst einmal den Gegner abwarten, aber ins Halbfinale können sie es schon schaffen.
Welche Erfahrungen haben Sie denn mit den Polen und Ukrainern gesammelt?
Als Spieler habe ich häufig gegen die Auswahl der Sowjetunion gespielt, die meist aus vielen Spielern von Dynamo Kiew bestand. Da musste man immer auf der Hut sein. Die Polen wurden 1974 WM-Dritter in der BRD, und wir konnten sie 1976 bei Olympia in Montreal besiegen. Die hatten tolle Spieler wie Boniek, Tomaszewski oder Lato. Danach gab es eine Flaute, aber mit den Spielern von Borussia Dortmund ist Polen wieder auf dem Weg der Besserung.
Wer ist denn Ihr Favorit?
Das ist bei einer EM immer schwer zu prognostizieren. Acht bis zehn Teams spielen um den Titel. Spanien, Deutschland, Frankreich, England sind dabei. Die Niederländer und Portugiesen nicht zu vergessen. Man muss die Gruppenspiele abwarten, um ein genaueres Bild zu gewinnen. Die Vorbereitungsspiele haben nicht gerade zu einem besseren Urteil beigetragen - bei keiner Mannschaft. Deutschland, Spanien, Niederlande spielten alle eine starke Qualifikation und hatten danach Probleme. Sie werden sich aber unheimlich steigern.
Es wurde viel vor polnischen Hooligans gewarnt. Macht Ihnen das auch Angst?
Ich hoffe, die Organisatoren bekommen das in den Griff. Wir sollten aber nicht mit dem Finger auf andere zeigen, denn auch wir haben einige Probleme in unseren Stadien und merken, wie schwer es ist, das zu kontrollieren. Bei der EM kommen nun auch noch Fans aus dem Ausland dazu. Da kann man Krawalle nicht völlig ausschließen.
Wie empfanden Sie die Boykottdiskussion?
Ich glaube, die war voreilig. Da haben die Politiker übers Ziel hinausgeschossen, und darunter leidet der Fußball ganz klar. Mit Boykotten erreicht man ohnehin wenig. Die Olympischen Spiele 1976, 1980 und 1984 wurden auch boykottiert. Der sportliche Teil wurde trotzdem abgewickelt. Und politisch passierte nicht viel.
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