Machtoptionen
Kommentar von Roland Etzel
Europäer und Russen haben sich nicht auf einen Konsens zu Syrien verständigt, natürlich nicht. Längst hat die Propagandaschlacht um Syrien eine Ebene erreicht, wo Kompromissbereitschaft medial nur noch als Niederlage gebrandmarkt wird, Verständigung also ausgeschlossen. Die Debatte kennt nur eine Richtung: Sie wird noch verlogener.
So nennt Russland die andauernde Rückendeckung für Assad weiterhin Eintreten für die »globale Sicherheitsordnung«, ein politisches Faszinosum, das es nie gegeben hat. Die »Ordnung«, die es gab, waren Einflusszonen, die man, so es sich um die des anderen Lagers handelte, einzig als Resultat militärischer Fakten bereit war hinzunehmen. Und so kann Moskau überhaupt keinen Grund erkennen, warum es dem Westen erneut nachgeben und jeglichen Einfluss in Nahost abschreiben soll.
Seit der folgenlosen Schützenhilfe Russlands für die NATO bei Sturz und Tötung seines einstigen Bundesgenossen Gaddafi weiß Putin noch genauer, dass er für eine Opferung Assads nicht mehr zu erwarten hätte als das Triumphgeheul der Sieger. Man muss also die Machtoptionen des Kremls nicht sympathisch finden, sollte aber Verständnis dafür haben, wenn die Russen ihre Interessen nicht in den Sturzbächen von Merkels und Clintons Krokodilstränen hinwegschwimmen lassen wollen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.