Verkäuferinnen in die Altenpflege?

Politik sucht nach Perspektiven für die Schlecker-Frauen

  • Lesedauer: 2 Min.
Politik, Gewerkschaft und Arbeitsagentur sehen berufliche Umorientierung als Chance für die gekündigten Schlecker-Mitarbeiter.

Berlin (Agenturen/nd). Nach dem Schlecker-Aus wollen Regierung, Bundesagentur für Arbeit (BA) und ver.di für die betroffenen Frauen berufliche Perspektiven aufzeigen. In strukturschwachen Gebieten könnten etwa Umschulungen zur Erzieherin oder Altenpflegerin angeboten werden, sagte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Donnerstag.

Akut betroffen sind laut von der Leyen etwa 25 000 Beschäftigte, überwiegend Frauen. Von den 11 190 Mitarbeitern, die mit der ersten Entlassungswelle im März arbeitslos wurden, sind laut BA-Chef Frank-Jürgen Weise 5000 in neue Jobs vermittelt worden.

Ver.di-Chef Frank Bsirske sagte, im Handel stünden 360 000 Arbeitssuchende 25 000 offenen Stellen gegenüber. Deshalb müssten neue Chancen erschlossen werden. Da bei Erziehern und Altenpflegern eine »ausgesprochene Mangelsituation« herrsche, biete sich für die ehemaligen Schlecker-Mitarbeiter in diesem Bereich eine Qualifizierung an. Dies könne auch »für die Gesellschaft insgesamt« eine Chance sein, sagte Bsirske.

»Die Frauen haben Lebenserfahrung, die Qualifikationen, die händeringend gesucht werden«, betonte von der Leyen. Geld für die Umschulungen stehe mit der sogenannten Initiative zur Flankierung des Strukturwandels zur Verfügung. Außerdem gelte für Schlecker-Mitarbeiter, die sich für eine Weiterqualifizierung entschieden, Bestandsschutz, »wenn ein Kind da« sei. Sie erhielten während der Umschulung Arbeitslosengeld I.

Die BA sei für die Aufgabe »gut aufgestellt«, betonte Weise. Die Agentur helfe bei der Vermittlung in neue Jobs, biete Bewerbungstrainings und Weiterbildungskurse an und könne in strukturschwachen Gebieten auch »die komplette Ausbildung« finanzieren.

Beim Ausverkauf in den Filialen winken den Schlecker-Kunden laut einem Bericht der »Bild« (Freitag) Preisnachlässe von bis zu 50 Prozent. Zudem berichtete das Boulevardblatt am Donnerstag, dass Anton Schlecker wenige Tage vor der Insolvenz ein Logistikzentrum in Österreich an seine Kinder Meike und Lars verkauft habe. So kam die Immobilie nicht in die Insolvenzmasse. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz will das prüfen.

Bereits am Mittwoch hatte die »Wirtschaftswoche« berichtet, Lars und Meike Schlecker hätten Forderungen gegen Schlecker von insgesamt rund 176 Millionen Euro angemeldet. Laut Geiwitz sind bislang Forderungen von insgesamt 665 Millionen Euro eingegangen. Die BA und der Warenkreditversicherer Euler Hermes wollen dreistellige Millionenbeträge, das Finanzamt 73,2 Millionen Euro.

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