De Zordo trifft die Speere nicht
Weltmeister unterliegt in Oslo klar dem Tschechen Viteslav Vesely und verpasst erneut die Olympianorm
Kontrastprogramm der Weltmeister: Usain Bolt fegte bei seinen Osloer 9,79 Sekunden zum dritten Mal in diesem Jahr »unter Zehn« über die Bahn. Und Matthias de Zordo, der vor neun Monaten in Daegu mit dem Speer ebenfalls WM-Gold erobert hatte, verpasste beim fünften Diamond-League-Meeting zum dritten Mal in Serie die Olympianorm.
»Der Rücken schmerzt kaum noch, die Form stimmt, aber ich treffe die Speere nicht«, sagte der Saarbrücker, der mit 81,44 m als Fünfter um nur 56 Zentimeter an der Vorgabe für London von 82 Metern scheiterte. »Ich mache mir keinen Stress. Ich bin froh, dass am Sonntag in St. Wendel und in einer Woche bei der DM in Wattenscheid mein Trainer dabei ist. Bei den bisherigen Meetings fehlte mir Boris Henry, der mich einstellen konnte«, so der 24-Jährige.
Telefonisch schickte de Zordo dem Trainer eine »Beruhigungspille« nach Saarbrücken. »Er hat gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen. Matthias legt eine erstaunliche Coolness an den Tag«, sagte Henry. Er hofft, dass sein Schützling die Norm nicht erst bei der EM in Helsinki (27. Juni bis 1. Juli) erfüllt: »Das wäre auf den letzten Drücker, denn am 4. Juli ist Schicht für Olympia.«
Auf der Jagd nach der Norm waren zwei andere Deutsche erfolgreicher. Fast zeitgleich schaffte die Leverkusener Speereuropameisterin Linda Stahl mit 62,33 m in Rhede das Olympialimit (61,00) und in Oslo steigerte sich Arne Gabius in 13:13,47 Minuten über 5000 m. »Wir waren am Anfang viel zu langsam. Dann sind die Jungs abgezogen. Ich lief die letzten vier Runden allein, weil es sonst nicht mehr gereicht hätte«, sagte der Tübinger Mediziner, der seine Bestzeit um 13,22 Sekunden steigerte und die Norm um gut vier Sekunden unterbot.
14. wie im Rennen ist Gabius nun auch in der »bereinigten Weltrangliste« (nur drei Athleten pro Land bei Olympia). Doch mit Blick auf die EM ist der ohne Trainer agierende Tübinger jetzt die Nummer zwei des Kontinents hinter dem britischen Europameister Mo Farah, der in 12:56,98 min die Weltrangliste anführt. Ähnlich ist Gesa Felicitas Krause (LG Frankfurt), die als Sechste über 3000 m Hindernis gute 9:33,10 min lief, mit Blick auf Olympia Nummer 12 und Europas Nummer vier.
Wie sie hatten auch drei DLV-Asse, die in Oslo den ersten deutschen Saisonsieg in der Diamond League verfehlten, die Norm längst abgehakt: Zweite wurden Diskus-Vizeweltmeisterin Nadine Müller (Halle) mit 63,60 m hinter der Kroatin Sandra Perkovic (64,89) und Stabhochspringer Malte Mohr (Wattenscheid) mit 5,62 m hinter dem Franzosen Renaud Lavillenie (5,82). Wie Müller erzielte der Chemnitzer Kugelstoßweltmeister David Storl seine 20,69 m bei Platz drei aus dem Olympiatraining heraus. 21,36 m bot Olympiasieger Tomasz Majewski.
Für zwei der fünf Osloer Jahres-Weltbestmarken sorgten Bezwinger deutscher Athleten. Der Tscheche Vítezslav Vesely warf den Speer 88,11 m, die Kenianerin Milcah Chemos (Kenia) lief über die Hindernisse 9:07,14 Minuten. Bestleistungen des Jahres 2012 sind auch die 47,92 Sekunden von Javier Culson (Puerto Rico) über 400 m Hürden, die 3:49,22 Minuten von Kenias Weltmeister Asbel Kiprop über die Meile und die 12,49 Sekunden von Australiens Hallenweltmeisterin Sally Pearson über 100 m Hürden.
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