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Nokia streicht 10 000 Stellen

Standort in Ulm soll geschlossen werden

  • Lesedauer: 4 Min.

Espoo (dpa/nd). Der kriselnde Handyriese Nokia streicht 10 000 Arbeitsplätze, um seine Zukunft zu sichern. Damit fällt rund jede fünfte Stelle im Handygeschäft weg. Die Jobs werden bis Ende 2013 abgebaut, wie das finnische Unternehmen am Donnerstag ankündigte. Auch der Standort für Forschung und Entwicklung in Ulm mit zuletzt 730 Mitarbeitern soll Ende September schließen. »Deutschland bleibt für Nokia aber ein sehr wichtiger Standort für unsere Entwicklungsaktivitäten«, sagte ein Nokia-Sprecher. Das Unternehmen hat unter anderem in Berlin ein Zentrum für ortsbasierte Dienste. Solche Dienste sollen neben digitaler Fotografie und mobiler Navigation ein zukünftiger Schwerpunkt von Nokia werden. Der Plan ist, den Fokus auf die neuen Smartphones der Marke Lumia und verwandte Angebote zu schärfen. Dafür gibt es die Kürzungen bei anderen Geschäftsbereichen. Nokia steckt in roten Zahlen fest und muss dringend die Kosten senken. Allein im ersten Quartal gab es einen gewaltigen Verlust von 929 Millionen Euro.

Jetzt sollen die jährlichen Einsparungen bei den operativen Ausgaben von einer auf drei Milliarden Euro hochgeschraubt werden. Zunächst wird der Stellenabbau aber rund eine Milliarde Euro kosten. Eine Zäsur ist die Schließung des traditionsreichen Werks Salo im Heimatland Finnland. Nokia hatte nach jüngsten Zahlen weltweit knapp 125 000 Mitarbeiter im Konzern. Ohne den ebenfalls mit heftigen Problemen kämpfenden Netzwerk-Ausrüster NSN waren es 53 500 Arbeitnehmer. Mit der neuen Strategie geht auch ein breit angelegter Umbau des Führungsteams einher.Marketingchefin Jerri DeVard, Handychefin Mary McDowell und Niklas Savander als Zuständiger für Märkte müssen gehen. Sie werden durch Nachfolger aus den eigenen Reihen ersetzt.


Eine Chronologie:

Espoo (dpa) - Nokia hat den heutigen Handy-Markt maßgeblich geprägt, wurde aber mit dem Erfolg der Smartphones von Rivalen wie Apple und Samsung überholt.

1991: Der erste Anruf im digitalen GSM-Mobilfunknetz wird mit Nokia-Ausrüstung gemacht.

1992: Nokia bringt sein erstes GSM-Handy heraus, das Modell 1101.

1994: Nokia führt mit Modellen der 2100-Serie einen eigenen Klingelton ein. Von der Reihe werden 20 Millionen Geräte verkauft.

1998: Nokia verdrängt Motorola vom Spitzenplatz im Handy-Markt. Damals reichen 37,4 Millionen Geräte für einen Marktanteil von 22,9 Prozent.

2001: Der Handy-Markt schrumpft in der Krise der New Economy, doch Nokia kann seinen Anteil gegen den Trend von 30,6 auf 35 Prozent ausbauen. Es ist eine unangefochtene Dominanz: Motorola liegt als nächster Verfolger bei knapp 15 Prozent.

2006: Mit 345 Millionen verkauften Mobiltelefonen und 35 Prozent Marktanteil hält Nokia weiterhin alle Konkurrenten auf Abstand. Im noch jungen Smartphone-Markt mit insgesamt 22,1 Millionen Geräten kommt jedes zweite Computer-Handy von Nokia. Doch es stehen große Veränderungen bevor.

2007: Apple bringt Mitte des Jahres sein iPhone auf den Markt. Es unterscheidet sich radikal von bisherigen Smartphones mit seinem großen berührungsempfindlichen Bildschirm und dem Verzicht auf eine Tastatur. Bis Ende des Jahres werden rund 3,7 Millionen iPhones verkauft, die Dominanz von Nokia scheint noch nicht in Gefahr. Ende des Jahres kündigt Google das offene Betriebssystem Android an.

2008: Nokias Symbian-Plattform hält immer noch die Hälfte des Smartphone-Marktes. Apple arbeitet sich auf gut acht Prozent vor. Im Herbst kommt mit dem HTC Dream zunächst in den USA das erste Android-Smartphone auf dem Markt. In den Ranglisten der Marktforscher geht Android noch in der Rubrik «Andere» unter.

2010: Nokia rutscht ab. Im gesamten Handy-Markt fällt der Marktanteil auf unter 30 Prozent. Bei Smartphones macht Android binnen eines Jahres einen Sprung von 3,9 auf 22,7 Prozent, Apples iOS legt auf 15,7 Prozent zu. Nokia führt aber immer noch mit 37,6 Prozent.

2011: Android übernimmt zum Jahresende die Führung im Smartphone-Markt mit gut 50 Prozent, Apple kontrolliert ein Viertel des Geschäfts. Nokias Symbian ist nur noch die Nummer drei mit knapp zwölf Prozent. Auch im gesamten Handy-Markt liegt Nokia mit gut 23 Prozent nur noch knapp vor Samsung. Nokia setzt auf Windows Phone als nächste Smartphone-Plattform.

2012: Zum Jahresbeginn stößt Samsung Nokia vom Thron des weltgrößten Handy-Herstellers. Bei den Smartphones hängt Windows Phone auch mit dem Start der ersten Nokia-Telefone mit dem System bei zwei Prozent Marktanteil fest.

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