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Mit Seele und Herz
Nach dem überraschenden 1:0-Sieg der Griechen gegen Russland werden Erinnerungen an den Titelgewinn 2004 wach
Den völlig unerwarteten Verbleib in der »EURO-Zone« nutzten die Griechen zur Abrechnung. Stolz und Genugtuung sprachen aus ihren Worten, als die politisch so gebeutelten Außenseiter Europa eine Botschaft sandten. »Alle haben auf uns rumgehackt, das haben wir nicht verdient. Wir wollen mehr Respekt! Wir sind ein wunderbares Volk, das es nicht verdient hat, so zu leiden«, sagte Torhüter Michalis Sifakis nach dem 1:0 (1:0) gegen Russland und dem Einzug ins EM-Viertelfinale.
Viel Pathos legte Nationaltrainer Fernando Santos (Portugal) in seine Stimme. »Die Griechen dürfen stolz auf ihre Geschichte sein. Jeder sollte Griechenland respektieren. Demokratie, Wissenschaft, alles hat in Griechenland begonnen. Es ist schwierig für andere, uns Lektionen zu erteilen.«
Den Spielern waren solche Aussagen nach einem emotionalen Abend erst mal egal. Wie kleine Kinder hüpften sie freudestrahlend über den Rasen und herzten immer wieder Matchwinner Georgios Karagounis. Der Kapitän stieg mit seinem 120. Länderspiel zum Rekordnationalspieler seines Landes auf und krönte das für ihn besondere Spiel mit dem umjubelten Siegtor (45.+2). »Wir hatten Seele und Herz, das, was unser Team auszeichnet. Wir haben Charakter gezeigt. Wir haben den Griechen überall auf der Welt Freude bereitet«, behauptete der 35-Jährige.
Karagounis war wie Kostas Katsouranis und Kostas Chalkias schon beim unvergessenen Sturm auf Europas Fußball-Thron unter Erfolgstrainer Otto Rehhagel 2004 dabei gewesen, er erzählte im griechischen EM-Quartier häufiger die Geschichte des »Wunders von Portugal«. Der in Aschaffenburg geborene José Holebas hat gut zugehört. 2004 spiele mit, alles sei im Fußball machbar, sagte Holebas.
Holebas und Karagounis eint ein Schicksal. Beide sind nach der zweiten Gelben Karte für das Viertelfinale gesperrt, Volksheld Karagounis wegen einer angeblichen Schwalbe. Die tragische Figur bettelte danach um Gnade: »Vielleicht schaut sich die UEFA die Szene noch mal an. Das ist einfach nur schade und wäre nicht fair.«
Abschreiben jedoch, das haben die Griechen gezeigt, sollte man sie nicht - obwohl das »Herz des Teams« fehlen werde, wie der gegen Russland bärenstarke Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos (Schalke 04) bemerkte. Nach den ersten Vorrundenspielen gegen Polen (1:1) und Tschechien (1:2) schien die Situation vor dem Duell mit dem Gruppenfavoriten schier ausweglos. Doch mit Beton in der Abwehr, Glück und Glauben fügten die Griechen der teils überheblich wirkenden »Sbornaja« die erste Niederlage nach zuvor 16 Spielen ohne Pleite zu.
»Ich vergleiche diesen Viertelfinaleinzug mit dem Triumph in Portugal. Denn wir haben uns gegen alle Widerstände durchgesetzt. Als wir Athen verlassen haben, haben wir gesagt: Wir werden alles geben. Jetzt, wo unsere Landsmänner nicht die beste Zeit haben, zaubert es ihnen ein Lächeln ins Gesicht«, sagte Karagounis.
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