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Die nächste letzte Chance

Skandalnudel Mario Balotelli sorgt mal wieder für Wirbel in Italiens Team

  • Jörg Soldwisch, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Von seiner Pflegemutter ist Mario Balotelli einmal losgeschickt worden, um ein Bügelbrett zu kaufen. Zurück kam er mit einem Trampolin und einer Carrera-Bahn. Auch heute noch macht Balotelli meist das Gegenteil von dem, was er eigentlich soll. Der Boulevard liebt die vielen Eskapaden der Skandalnudel. Nur seine Trainer verzweifeln, denn Italiens Nationalstürmer hat sein riesiges Talent noch nicht ansatzweise ausgereizt. Deswegen geben sie ihm eine letzte Chance. Und noch eine. Und eine allerletzte.

»Er ist ein Junge mit einem Herzen aus Gold.« Mit diesen Worten verzieh Nationaltrainer Cesare Prandelli seinem Problemspieler den Vorfall im Gruppenspiel gegen Irland. Wegen seiner Reservistenrolle hatte Balotelli nach seinem Tor zum 2:0 wütende Kommentare in Richtung Trainerbank abgelassen. Nur weil ihm Leonardo Bonucci energisch die Hand auf den Mund drückte, eskalierte die Situation nicht.

Auch bei Roberto Mancini, Balotellis Trainer bei Manchester City, weckt der Stürmer den Vaterinstinkt. Zwar habe er ihn nach einem Platzverweis schon mal »Idiot« genannt, und natürlich bringe Balotelli ihn oft um den Verstand, »aber ich liebe ihn, weil er ein guter Mensch ist«, sagt Mancini.

Die breite Öffentlichkeit sieht das anders, und daran ist der 21-Jährige zum großen Teil selbst schuld. »Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich kein böser Bube bin, sondern schüchtern«, sagt er - um im nächsten Moment einer Frau 20 000 Pfund für ihre Telefonnummer zu bieten.

Balotelli als exzentrisch zu bezeichnen, ist fast untertrieben. Er hält schon mal mit seinem Bentley bei einer Schule in Manchester, um dort die Toilette aufzusuchen. Ein anderes Mal lässt er sich mit Mafiabossen in Neapel fotografieren. Er warf sogar schon mit Dartpfeilen auf Jugendspieler - aus Spaß.

Darum dreht sich vieles in seinem Leben. Im Oktober 2010 wurde Balotelli im italienischen Brescia festgenommen, weil er mit seinem Luxusauto auf das Gelände eines Frauengefängnisses fuhr - angeblich, um eine Prostituierte zu beglücken.

Man kann nur vermuten, welche Gründe hinter seinem Verhalten stecken. Der Sohn ghanaischer Einwanderer wurde von diesen im Krankenhaus zurückgelassen, weil sie das Geld für die Magenbehandlung des kleinen Mario nicht bezahlen konnten. Ein Jahr später nahm ihn die Pflegefamilie Balotelli zu sich auf. Den Kontakt zu seinen leiblichen Eltern lehnt er kategorisch ab.

Balotelli nimmt es ihnen übel, dass sie ihn alleine gelassen haben. Alleine mit den rassistischen Anfeindungen, die der dunkelhäutige Spieler seit seiner Kindheit erfährt. Auch bei der EM wurde Balotelli schon von kroatischen Fans beleidigt. Dem Fachblatt »France Football« sagte er vor der EM: »Wenn mich jemand auf der Straße mit einer Banane bewirft, werde ich ins Gefängnis gehen müssen, weil ich denjenigen umbringen werde.« Auch mit diesem Satz sorgte er für einen Skandal.

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