Cristiano Ronaldo erlöst Portugal
Der Kapitän schießt sein Team beim 1:0 gegen Tschechien ins Halbfinale
Cristiano Ronaldo entledigt sich bei diesem Turnier langsam seines Rufes, für Portugal in wichtigen Spielen nicht zu überzeugen. Wie gegen die Niederlande führte er auch im Viertelfinale gegen Tschechien seine Mannschaft zum Sieg. Beim 1:0-Erfolg am Donnerstag in Warschau erzielte er das Tor des Tages. Portugal steht zum ersten Mal seit der EM im eigenen Land 2004 wieder im Halbfinale und trifft dort auf Frankreich oder Titelverteidiger Spanien. Die Tschechen haben mit der Viertelfinalteilnahme womöglich mehr erreicht, als dem Team mit dem unbeliebten Trainer Michal Bilek zugetraut wurde. Ohne Spielmacher Tomas Rosicky, der an Achillessehnenproblemen laboriert und deshalb nur auf der Bank saß, fehlte der Ideengeber. Ihn ersetzte dieses Mal nicht Daniel Kolar, sondern der 21-jährige Vladimir Darida.
Eine noch viel wichtigere Rolle kam allerdings dem rechten Außenverteidiger Theodor Gebr Selassie zu, er sollte die Kreise von Cristiano Ronaldo entscheidend stören. Es dauerte 25 Minuten, ehe Portugal der erste intelligente Spielzug gelang. Der Pass von Joao Moutinho erreichte den zwischen den beiden Innenverteidigern lauernden Ronaldo, allerdings entledigte sich der Portugiese anschließend seiner Bewachern etwas zu rustikal, und Schiedsrichter Howard Webb entschied auf Freistoß für die Tschechen. Diese Szene schien für die favorisierten Portugiesen so etwas wie ein Weckruf zu sein, bis dahin war Tschechien mit größerer Überzeugung und höherem Engagement im Angriffsspiel aufgetreten, ohne sich allerdings gute Chancen herauszuarbeiten.
Die Tschechen schafften es nun immer seltener, sich aus der eigenen Hälfte zu lösen, und Ronaldo versuchte, das Spiel an sich zu reißen. In der 33. Minute kam er im Strafraum zu einem Fallrückzieher, aber er schoss knapp daneben, ebenso neben dem Tor landete ein von ihm getretener Freistoß. Die beste Chance der ersten Halbzeit bot sich dem Superstar von Real Madrid kurz vor dem Pausenpfiff. Mit einer blitzschnellen Drehung versetzte er den Leverkusener Michal Kadlec, traf dann aus spitzem Winkel allerdings nur den Pfosten. Kurz davor war Stürmer Helder Postinga verletzt vom Platz getragen worden, für ihn kam der ehemalige Bremer Hugo Almeida. Der konnte sich gleich nach Wiederanpfiff mit einem guten Kopfball, der knapp vorbei ging, in Szene setzen, später traf er zwar das Ziel, stand allerdings im Abseits, weshalb das Tor nicht zählte.
Wie eine Befreiung für die Tschechen wirkte nach einer Stunde der Ausflug von Vaclav Pilar auf dem linken Flügel. Er umkurvte drei Portugiesen, seiner Hereingabe fehlte dann allerdings die Präzision. Der Druck von Portugal wurde immer größer. Moutinho prüfte Petr Cech mit einem Distanzschuss, ein paar Minuten später jagte Nani den Ball in guter Position über das Tor. Die Struktur der Tschechen in der Defensive war nun nicht mehr gut. Bilek hatte zwar Petr Jiracek vom Flügel in die Mittel gezogen, um das Zentrum zu stärken. Aber es half nichts. In der 79. Minute erlöste Ronaldo sein Team. Moutinho flankte nach einem Doppelpass mit Nani in die Mitte, wo der Kapitän von hinten heranbrauste. Gebr Selassie kam zu spät, und Ronaldo wuchtete den Ball mit dem Kopf zum 1:0 ins Netz. Tschechien hatte nun keine Kraft mehr, um zu kontern.
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