Abwärts mit der Bonität der Deutschen Bank

Ratingagentur Moody's stufte 15 große Finanzkonzerne aus Europa und den USA herab

  • Ralf Streck
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn Ratingagenturen Unternehmen und Staaten herabstufen, wird es für diese schwerer und teurer, an Bankkredite zu kommen. Bisweilen trifft es Banken aber selbst.

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit von 15 Großbanken zum Teil deutlich herabgestuft. Mit neun Banken sind vor allem europäische Banken betroffen, darunter die Deutsche Bank. Die Ratingagentur begründete die Abstufungen damit, dass die Banken in der Finanzkrise mit »schweren Verlusten wegen ihrer Aktivitäten an den Kapitalmärkten« zu rechnen hätten. Moody's-Experte Greg Bauer erklärte, sie seien der Volatilität an den Finanzmärkten besonders stark ausgesetzt. In einigen Fällen hätten sie aber Kapitalpuffer gebildet, um Verluste abzufangen. Das gilt nach Ansicht von Moody's für die Deutsche Bank nicht - ihre Bonität wurde von einem guten »Aa3« um zwei Stufen auf ein befriedigendes »A2« herabgestuft. Eine weitere deutsche Bank war nicht betroffen.

Um sogar drei Stufen abwärts ging es für die Credit Suisse. Die schweizerische Großbank hat mit »A1« aber noch immer eine bessere Note als die meisten anderen Banken. Die Schweizer UBS, die französischen Banken BNP Paribas und Credit Agricole, die britische Barclays Bank sowie die US-Banken JP Morgan und Goldman Sachs wurden wie die Deutsche Bank um zwei Stufen auf »A2« abgestuft. Die französische Societe Generale wurde um eine Stufe auf »A2« herabgestuft, die Royal Bank of Scotland um eine Stufe auf ein noch schlechteres »A3« mit »negativem Ausblick«. Dahinter liegen noch drei US-Banken: Morgan Stanley mit »Baa1« sowie Bank of America und Citigroup mit »Baa2«.

Obwohl Morgan Stanley noch etwas besser dasteht als die US-Konkurrenz, mit einer stärkeren Herabstufung gerechnet wurde und ihr Ausblick von Moody's als »stabil« gewertet wird, kritisierte die Großkonzerne das Vorgehen der Ratingagentur. Moody's habe eingeleitete strategische Maßnahmen von Morgan Stanley nicht berücksichtigt. Die Citigroup schlug sogar einen scharfen Ton an. In einer Presseerklärung wird von einer »willkürlichen und vollkommen ungerechtfertigten« Herabstufung gesprochen.

Moody's Rundumschlag trifft indes Europas Banken noch stärker. Erst kürzlich wurden elf Geldhäuser aus den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Luxemburg herabgestuft. Allein im Mai traf es 16 spanische Institute, darunter auch die Riesen Santander und BBVA.

Auffällig ist, dass diesmal kein spanisches Kreditinstitut herabgestuft wurde. Schließlich hatten von der Regierung in Madrid beauftragte Prüfungsgesellschaften am Donnerstag erklärt, im spanischen Bankensystem drohen in den nächsten Jahren Verluste von bis zu 270 Milliarden Euro. Die prüfungsfirma Oliver Wyman räumte sogar ein, dass diese Einschätzung auf Daten basiere, welche die Banken geliefert haben und die nicht überprüft wurden. Der aktue Kapitalbedarf wird auf 62 Milliarden Euro beziffert. Weitere Abstufungen drohen. Der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos kündigte am Freitag an, nun »umgehend« den Rettungsantrag zu stellen. Die Eurogruppe hatte bereits bis zu 100 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.


Lexikon

Unter Ratingcodes versteht man die Noten, welche Ratingagenturen für die Kreditwürdigkeit von Unternehmen oder Staaten vergeben. Sie sind bei den großen drei Firmen ähnlich, aber nicht ganz identisch. Bei Moody's gibt es 21 verschiedene Noten - die Bestnote lautet »Aaa«, dann folgt »Aa1«. »A2« bedeutet sichere Anlage, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse die Branche beeinträchtigen. Als »spekulativ« gelten Anlagen ab einer Note von »Ba1«. »C« bedeutet Zahlungsausfall. latzt. nd

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