Der Ehrgeizige

Matthias Sammer ist beim FC Bayern München neuer Sportvorstand

Eine Begebenheit aus dem Jahr 1990 beschreibt den Charakter von Matthias Sammer sehr treffend. Am 12. September trat die Fußball-Nationalmannschaft der DDR in Anderlecht zu ihrem letzten Länderspiel an. Trainer Eduard Geyer hatte 36 Namen auf der Liste, allein 14 folgten der Berufung gegen Belgien. Darunter der Rotschopf Sammer, der schon gar nicht mehr in der DDR-Oberliga spielte, sondern im Sommer von Dynamo Dresden zum VfB Stuttgart gewechselt war.

»Es war ein Länderspiel. Da wäre es nicht fair gewesen, einfach zu kneifen«, so Sammer damals. Pflichtbewusstsein ist eine seiner Eigenschaften. Ebenso sein großer Ehrgeiz. Er wollte und konnte die Partie nicht einfach irgendwie über die Bühne bringen. Die DDR-Auswahl gewann 2:0 - durch zwei Sammer-Treffer.

Diese Eigenschaften und eine große Portion Beharrlichkeit haben den 44-Jährigen auch im wiedervereinigten Deutschland sehr weit gebracht - nun zum FC Bayern München. Als Sportdirektor rückte Sammer auch gleich in den Klubvorstand auf. Der Rekordmeister, vor allem Präsident Uli Hoeneß, verspricht sich viel von seinen auf Nachhaltigkeit angelegten Konzepten. Beim Deutschen Fußballbund, für den Sammer seit 2006 als Sportdirektor gearbeitet hatte, vermisst Präsident Wolfgang Niersbach schon jetzt dessen »Hingabe und Leidenschaft«.

Diese Tugenden, sein Charakter und seine feine Technik machten Sammer zu einem außergewöhnlichen Spieler. Als er im Jahr 2000 seine Karriere verletzungsbedingt beenden musste, war er zweimal DDR-Meister mit Dresden, dreimal Deutscher Meister (Stuttgart/Dortmund), Champions-League-Sieger mit dem BVB sowie Europameister 1996 mit der deutschen Nationalelf. Wenige Monate später wurde er zu Europas Fußballer des Jahres gewählt.

Den nächsten Titel gewann er als Trainer: Dortmund führte er 2002 als jüngster Meistertrainer der Bundesliga zur Schale. Es scheint, als komme mit Sammer auch die verloren geglaubte Siegermentalität zurück zum FC Bayern. Und vielleicht einer, dem die Hoeneßschen Fußstapfen nicht zu groß sind.

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