Wurde Arafat vergiftet?
Neue Untersuchung wirft Fragen nach Ursache für Tod 2004 auf
Doha/Ramallah (dpa/nd). Die spektakuläre Nachricht entstammt einer vom arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira in Auftrag gegebenen Untersuchung knapp acht Jahre nach Arafats Tod.
Al-Dschasira ließ Kleidungsstücke und andere Gegenstände, die der erste Palästinenserpräsident in den Tagen vor seinem Tod benutzt oder getragen hatte, von einem Labor in der Schweiz untersuchen. Das auf Strahlenschutz und medizinische Anwendungen spezialisierte Institut de radiophysique in Lausanne stellte erhöhte Werte des radioaktiven Stoffes Polonium-210 fest. Mit diesem Gift war 2006 in London der russische Ex-Geheimdienstagent und Kremlkritiker Alexander Litwinenko getötet worden. Das Institut erklärte, eine abschließende Beurteilung sei aber nur durch eine Untersuchung der sterblichen Überreste Arafats möglich.
Arafats Witwe Suha sagte im Interview mit Al-Dschasira, sie sei für eine Exhumierung der Leiche. Da es darum gehe, ein Verbrechen aufzuklären, sei die Störung der Totenruhe, die im Islam normalerweise verboten ist, wahrscheinlich gerechtfertigt, fügte sie hinzu. Sie hoffe auf eine entsprechende »Fatwa« (islamisches Rechtsgutachten). Suha Arafat bezeichnete Berichte als falsch, wonach sie eine Autopsie nach dem Tod ihres Mannes abgelehnt habe. Die Ärzte hätten dies damals nicht vorgeschlagen. Ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte am Mittwoch, es gebe keine religiösen oder politischen Gründe, die gegen eine weitere Untersuchung des Todes von Arafat sprächen, auch eine Exhumierung sei denkbar.
Der frühere PLO-Führer war im November 2004 nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren in einem Militärkrankenhaus im französischen Clamart gestorben. Schon damals hatte es Spekulationen über eine mögliche Vergiftung oder eine Aids-Erkrankung des Friedensnobelpreisträgers gegeben. Die Todesursache blieb letztlich unklar.
Die »New York Times« hatte 2005 aus der bis dahin geheimen Krankenakte zitiert. Die französischen Ärzte hätten geschrieben, eine Vergiftung oder Aids-Erkrankung Arafats seien sehr unwahrscheinlich. Die behandelnden Ärzte des Militärkrankenhauses hätten seinerzeit Blut-, Knochenmarks-, Stuhl- und Urinproben an drei verschiedene Institute in Frankreich zur toxikologischen Untersuchung geschickt. Im Al-Dschasira-Bericht hieß es nun, bei Polonium-210 seien die Symptome für normale Ärzte schwer zu deuten. Eine mögliche radioaktive Belastung sei damals nicht in Erwägung gezogen worden.
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