Versprechen

Kommentar von Olaf Standke

  • Lesedauer: 2 Min.

Hamid Karsai beherrscht dieses Spiel seit langem: Erst macht er klar, dass die - inzwischen abzugswilligen - ausländischen Kriegsmächte nur zwischen neuen Finanzhilfen oder dem Rückfall in die Zeiten der Taliban und Terroristen wählen könnten, und dann verspricht Afghanistans Präsident hoch und heilig, dass seine Regierung endlich für bessere Sicherheit sorgen, die Korruption bekämpfen und die Wirtschaft auch jenseits des Drogenanbaus organisieren werde. Lippenbekenntnisse. Denn passiert ist viel zu wenig, zu Lasten der Zivilbevölkerung.

Das jährliche Durchschnittseinkommen liegt bei umgerechnet nur 530 Dollar. Afghanistan ist weiter der weltweit größte Drogenproduzent und nimmt auf dem Korruptionsindex von Transparency International Platz 180 ein, von 182 Staaten. Ein Wählerverzeichnis fehlt weiter, so wie Gleichberechtigung für die Frauen. Nach wie vor können drei von vier Afghanen nicht lesen. Und allein am Tag der Konferenz starben Dutzende Menschen bei Anschlägen und Kämpfen.

Trotzdem wollen die Regierungen zwischen Washington und Berlin wieder große Summen locker machen - schon aus Eigennutz, braucht man für einen gesichtswahrenden Rückzug doch ein Mindestmaß an Stabilität, und diese dysfunktionale Regierung ist nun mal der einzige Ansprechpartner, den man zugelassen hat. Immerhin wurden die Hilfsgelder nach dem Motto »Quid pro quo« nun erstmals mit Auflagen für Kabul verbunden. In vielen Punkten aber noch immer so vage, wie Karsai es mag.

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