Afrikas Läufer mit Vollgas nach London
In Paris viele Weltklassezeiten gestoppt
Drei Wochen vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele drücken Afrikas Läufer-Asse mächtig aufs Tempo. Beim Diamond-League-Meeting am späten Freitagabend in Paris glänzten vor allem Kenias 800-Meter-Star David Rudisha und der Äthiopier Dejen Gebremeskel über 5000 Meter.
Beim siebten Diamond-League-Meeting der Saison in Paris zeigten die 5000-Meter-Läufer eine überragende Vorstellung. Der Äthiopier Dejen Gebremeskel pulverisierte in 12:46,81 Minuten die Weltjahresbestzeit von Europameister Mo Farah aus Großbritannien (12:56,98), rannte die fünftbeste Zeit in der Leichtathletik-Geschichte überhaupt und kam bis auf 9,46 Sekunden an den Weltrekord von Kenenisa Bekele heran. Zweiter wurde sein erst 18 Jahre alter Landsmann Hagos Gebrhiwet mit dem Junioren-Weltrekord von 12:47,53. Gleich sechs Läufer blieben unter 12:50. Zum Vergleich: Der Thüringer Arne Gabius hatte bei seinem Silber-Coup vergangene Woche bei den EM in Helsinki 13:31,83 Minuten benötigt.
Der große Bekele landete abgeschlagen und als fünftbester Äthiopier im Feld und muss sein London-Ticket für diese Distanz abschreiben. »Ich werde bei Olympia nicht die 5000 Meter bestreiten. Aber ich bin nicht so enttäuscht, weil ich die 10 000 Meter laufen werde«, sagte der 30-Jährige. In Athen 2004 hatte der Nachfolger von Läufer-Idol Haile Gebrselassie Gold über 10 000 und Silber über 5000 gewonnen und 2008 in Peking auf beiden Strecken triumphiert. Nach einer Verletzungspause 2010 stieg er beim WM-Rennen 2011 in Daegu (Südkorea) vorzeitig aus, schaffte aber später wieder den Anschluss an die Weltklasse.
Freudensprünge ohne Ende im Stade de France machte die Marokkanerin Mariem Alaoui Selsouli nach ihrer Weltjahresbestzeit über 1500 Meter in 3:56,15. So schnell wie nie in diesem Jahr war auch 800-Meter-Weltrekordler David Rudisha aus Kenia in 1:41,55, der nur knapp am eigenen Weltrekord (1:41,01) vorbeischrammte und für London als haushoher Favorit über die zwei Stadionrunden gilt. »Ich bin glücklich und beeindruckt über die Art, wie ich heute gerannt bin«, sagte Rudisha. »Der Olympiasieg ist das, was ich jetzt anstrebe. Ich werde heimgehen, um zu trainieren und bereit zu sein für Olympia, dann werde ich nach einem schnellen Rennen schauen und dem Weltrekord.«
In Bottrop nutzte 1500-Meter-Spezialist Carsten Schlangen seine letzte Chance und qualifizierte sich als 77. deutscher Leichtathlet für London. Der 31-Jährige Berliner nahm ebenso wie am Tag zuvor in Lüttich Hindernisläufer Steffen Uliczka (Kronshagen/Kiel) die bis Freitag verlängerte Frist des Deutschen Olympischen Sportbundes wahr. Schlangen unterbot in der deutschen Jahresbestzeit von 3:33,64 die Olympia-Norm (3:35,50) deutlich. Seit 15 Jahren war kein Deutscher so schnell wie der Vize-Europameister von 2010. »Das war ein Wahnsinnsrennen. Ich konnte gut im Feld mitschwimmen. Mit dieser Zeit habe ich aber nicht gerechnet«, sagte der überglückliche Schlangen, der als Zweiter hinter dem Kenianer Benson Seurei (3:33,27) ins Ziel kam.
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