Politlobbyisten
Standpunkt von Fabian Lambeck
Dass die CSU ungeniert für Interessen bestimmter Lobbygruppen eintritt, weiß man spätestens seit die schwarz-gelbe Koalition den Mehrwertsteuersatz für Hotelübernachtungen senkte. Es waren die Christsozialen, die dieses Vorhaben durchdrückten. Nun also das Bundesmeldegesetz. Wieder war es die CSU, die sich hier für eine bestimmte Lobby ins Zeug legte. Denn es sind die Adresshändler, die einzig von dem Gesetz profitieren würden. Dabei scheuten die Christsozialen nicht einmal den Griff in die parlamentarische Trickkiste. Erst im letzten Augenblick und ohne weitere Konsultationen änderte man einen Gesetzentwurf im Sinne der Lobby ab.
Doch diesmal sind die weiß-blauen Klientelpolitiker wohl zu weit gegangen. Die Kritik an dem Gesetz fällt so heftig aus, dass selbst CSU-Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer nun versprechen muss, im Bundesrat gegen das Vorhaben zu stimmen. Dabei dürfte ihm auch Applaus aus der eigenen Parteibasis sicher sein. Nicht weil die CSU plötzlich das Thema Datenschutz für sich entdeckt hätte, sondern weil das Bundesmeldegesetz die Kommunen Geld kosten würde. Ein Nebeneffekt des Vorhabens wäre der Wegfall der Gebühren für Melderegisterauskünfte, weil Gläubiger sich bei den Adressenhändlern bedienen könnten und nicht mehr zu den Meldebehörden gehen müssten. Kein Wunder, dass sich sich selbst der Bayerische Städtetag gegen das Gesetz wendet. Die Fehlermeldungen fallen so deutlich aus, dass die CSU nun zurückrudert. Gut so!
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.